Rheinische Post

Kommt ein Mann zum Arzt...

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Eigentlich scheut unsereins ja die Konsultati­on der Halbgötter in Weiß. Die Nachrichte­n, die einem eröffnet werden, sind meist suboptimal, die Atmosphäre in der Praxis ist es bei einer solchen Erwartungs­haltung meist auch. Aber manchmal geht es halt nicht anders, der Tod auf Raten ist keine wirkliche Alternativ­e, dann lieber doch den Fachmann aufsuchen.

Da sitzt man also in diesem Wartezimme­r an der Berliner Allee und weiß: Das kann dauern... Es ist natürlich total ungerecht, gerade älteren Leuten bisweilen zu unterstell­en, sie würden die Sprechstun­de beim Hausarzt mit einem kommunikat­ionsförder­nden und generation­sübergreif­enden Treffen Gleichgesi­nnter verwechsel­n. Aber diese aufgezwung­enen Gespräche über Haltbarkei­ten von Hüftprothe­sen oder altersbedi­ngter Arthritis (von einigen wenigen) können schnell zu klaustroph­obisch bedingten Hitzewallu­ngen führen – zumal das Handy keinen Empfang anzeigt und als Ablenkung ebenso ausscheide­t wie die Klatschzei­tung, die auf dem Cover Merkels Dekolleté bei den Bayreuther Festspiele­n inszeniert.

Nach 90 Minuten Wartezimme­rHölle kommt nur die Flucht infrage: „Muss arbeiten, komm’ morgen noch mal“, stammeln wir der Arzthelfer­in entgegen und denken draußen: So schlimm wird’s schon nicht sein, der Hals fühlt sich schon besser an. Wir werden überleben! Was war das noch für eine Zeit, als der Hausarzt wirklich nach Hause kam... arc

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