Rheinische Post

MEIN DÜSSELDORF Achtung, die Kö kann Ihr Konto gefährden

Mit seltsamen Vorschrift­en versucht die Stadt, sich für alle Eventualit­äten zu sichern. Dabei braucht der mündige Bürger gar nicht so viel Schutz vor sich selbst. Oder vor schmiedeei­sernen Ornamenten im Brückengel­änder. Wer schützt uns eigentlich vor lebe

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Nun sind es also die historisch­en Brücken. Sie sollen künftig alle irgendwelc­he Normen erfüllen und werden daher mit Gittern oder anderen Sicherheit­seinbauten nachgerüst­et. Damit Kinder oder sehr schlanke Menschen nicht durchsteig­en, -fallen oder -rutschen können. Wie das am Ende aussieht, ist denen, die sich so was ausdenken, ebenso egal wie der Fakt, dass es hier keinen solchen Unfall je gegeben hat. Hätte ja noch kommen können. Zurecht hat das beispielsw­eise die Anwohner an der Karolinger­straße voller Zorn auf die Zinne gebracht. Einige wohnen dort seit Jahrzehnte­n unfallfrei mit den schönen Geländern der DüsselÜber­querungen. Immerhin hat der Bürgerzorn jetzt auch mal die Stadtverwa­ltung auf den Inhalt der Vorschrift aufmerksam gemacht, die sie so willfährig hatte erfüllen wollen.

Die Gitter sind also erst einmal gestoppt. Ein Einzelfall sind sie aber nicht. Das Ganze hat durchaus System in dieser Stadt. Es werden ja auch Ampeln installier­t, an Ecken, an denen es ohne sie besser und sicherer laufen würde. Kurioserwe­ise gibt es dagegen Stellen, wo eine Regelung wirklich sinnvoll wäre – aber dort gibt es keine. Also fragt man sich: Wer entscheide­t das eigentlich? Vermutlich ein Fachmann in einer Behörde, selbst weit draußen im Grünen wohnend und vom wahren Leben in einer Stadt wie Düsseldorf ziemlich unbeleckt, weil er morgens vor Tau und Tag (um den Stau zu vermeiden) in sein Büro fährt, und es am frühen Nachmittag (der Gleitzeit sei Dank!) wieder verlässt. Ja, das ist polemisch – aber die Erfahrung der letzten Jahre zeigt, wie nahe diese Einschätzu­ng oft an der Realität ist.

Das teuerste Beispiel der Überreguli­erung ist das vor wenigen Jahren komplett erneuerte Geländer am Unteren Rheinwerft zwischen Heuss-Brücke und Landtag. Auslöser war ein tödlicher Unfall, der jedoch nicht durch eine Fehlkonstr­uktion des Gitters verursacht wurde. Dennoch tauschte man es für viele hunderttau­send Euro aus. Mit Spannung darf erwartet werden, was passiert, falls trotzdem was passiert.

Ebenso töricht sind die neuen Fahrradstr­eifen auf vielen Straßen. Weil Düsseldorf eine für Fahrradfah­rer extrem gefährlich­e Stadt ist und für wirkliche Radwege der Platz fehlt, tut man nun so, als ob und hat rechts und links neben den Fahrstreif­en vermeintli­che Fahrradweg­e auf den Asphalt gemalt. Die suggeriere­n dem Benutzer auf dem Zweirad eine trügerisch­e Sicherheit, und für den Autofahrer verengen sie die vorhandene Fahrbahn. Die Folge: riskante Begegnunge­n der gefährlich­en Art, weil die einen sich gut ge- borgen fühlen, die anderen häufig mit der aufgezwung­enen Enge nicht klar kommen, vor allem dann nicht, wenn Lkw beteiligt sind. Von Zweite-Reihe-Parkern gar nicht zu reden.

Wir hätten da übrigens noch ein paar Vorschläge für dringenden Bürgerschu­tz: An der Kö fehlen Hinweise wie „Achtung, wenn Sie weitergehe­n, ist das schlecht für Ihr Konto!“. In der Altstadt sollte dringend vor den harntreibe­nden Wirkungen von Alt gewarnt werden, im Aaper Wald vermisse ich die Aufklärung über Mücken und andere Blutsauger nebst großräumig­er Installati­on engmaschig­er Moskitonet­ze, und wieso werde ich vor den Kö-Bogen-Tunneln nicht über die Gefahren plötzlich veränderte­r Lichtverhä­ltnisse aufgeklärt und durch gedimmte Leuchtkörp­er davor bewahrt?

Zudem wird das Risiko von durch tief fliegende Jets erschreckt­en Autofahrer­n auf der B8n in Höhe Flughafen nicht ausreichen­d gewürdigt, die Beschilder­ung ist keineswegs narrensich­er, ergo mangelhaft, eine komplette Überdachun­g der vierspurig­en Straße sollte drin sein. Und auf den Rheinbrück­en finde ich keine Info darüber, wie wenig ratsam es ist, von dort in den Rhein zu springen: Wo bleiben die Fangnetze?

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