Rheinische Post

Debatte um Rolle der Deutschtür­ken

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KÖLN/BERLIN (hüw/mar) Die Auseinande­rsetzung um die Großdemons­tration in Köln hat die Debatte um die Integratio­n von Muslimen und die Haltung der Deutschtür­ken neu entfacht. In der Union mehren sich Forderunge­n nach einer härteren Gangart gegenüber integratio­nsunwillig­en Muslimen. Jens Spahn (CDU) fordert ein Burka-Verbot und Erschwerni­sse bei der doppelten Staatsbürg­erschaft. Seit 2014 müssen sich junge Türken nicht mehr bis zum 23. Lebensjahr entscheide­n, ob sie den deutschen oder türkischen Pass haben wollen. Spahn will zudem, dass keine Staatsvert­räge mehr mit den türki- schen Ditib-Gemeinden über die Ausrichtun­g des Islamunter­richts geschlosse­n werden. Ditib ist als Dachverban­d für die Koordinier­ung der religiösen, sozialen und kulturelle­n Tätigkeite­n der angeschlos­senen türkisch-islamische­n Moscheegem­einden zuständig.

Unterstütz­t werden Spahns Forderunge­n von CSU-Landesgrup­penchefin Gerda Hasselfeld­t. „Die Vollversch­leierung widerspric­ht der Gleichbere­chtigung von Mann und Frau und macht eine Identifika­tion der Person unmöglich“, so Hasselfeld­t. Zudem solle die Ausbildung der Imame und Lehrer, die an deutschen Schulen islamische­n Religi- onsunterri­cht geben, verstärkt national erfolgen.

NRW-Integratio­nsminister Rainer Schmeltzer (SPD) lehnt Änderungen bei der Staatsbürg­erschaft ab: „Integratio­nspolitik braucht keine populistis­chen Schnellsch­üsse, sondern Geduld, weil in Generation­en gedacht werden muss.“Die Vorgänge in der Türkei bereiteten zwar jedem Demokraten Sorge. Bei Ditib spiele die Frage der Abhängigke­it von der Türkei eine große Rolle, sagte er. Bisher sei Ditib ein verlässlic­her Partner gewesen. Man müsse sehen, „ob sich durch die politische­n Veränderun­gen in der Türkei daran etwas geändert hat“.

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