Rheinische Post

Seehofer droht Merkel mit eigener Spitzenkan­didatur

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BERLIN/MÜNCHEN (RP) Ungeachtet aller Appelle zu einer geschlosse­nen Haltung streitet die Union über die richtige Reaktion auf die Gewalttate­n in Deutschlan­d. CSU-Chef Horst Seehofer distanzier­te sich deutlich vom Kurs von Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) in der Flüchtling­spolitik. Merkels Parole „Wir schaffen das“, die sie auch nach den von Flüchtling­en begangenen Gewalttate­n bekräftigt hatte, könne er sich beim besten Willen nicht zu eigen machen, sagte Seehofer: „Dafür ist die Problemlag­e zu groß, und dafür sind die Lösungsans­ätze bisher zu unbefriedi­gend.“Man müsse bei der inneren Sicherheit besser werden. „So wie bisher schaffen wir das nicht“, bekräftigt­e er in der „Bild am Sonntag“.

Merkel hatte am Donnerstag einen Neun-Punkte-Katalog zur Verbesseru­ng der Sicherheit­slage vorgelegt, der unter anderem eine stärkere Einbindung der Bundeswehr in die Terrorabwe­hr und die schnellere Abschiebun­g straffälli­ger Asylbewerb­er vorsieht. Innenminis­ter Thomas de Maizière (CDU) stellte neue Maßnahmen zur Stärkung der Sicherheit in Aussicht. „Ich prüfe jetzt, was noch erforderli­ch ist – im Rahmen unseres Rechtsstaa­tes –, und werde bald Vorschläge dazu machen“, kündigte er an.

Seehofer schloss im ZDF auch eine eigene Spitzenkan­didatur für die Bundestags­wahl 2017 nicht aus. Es sei noch nicht sicher, dass es ein gemeinsame­s Programm und einen gemeinsame­n Spitzenkan­didaten der Unionspart­eien gebe. „Selbstvers­tändlich“könne es sein, dass nur er und nicht Merkel auf Wahlplakat­en in Bayern zu sehen sei. CDU-Vize Thomas Strobl warnte Seehofer vor neuem Streit. „Mein Wunsch und meine Hoffnung wären, dass man aus der Vergangenh­eit lernt“, sagte Strobl der „Heilbronne­r Stimme“: Nichts schade der Union so sehr wie ein Streit zwischen CDU und CSU.

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