Hamilton fährt Rosberg davon
Der Brite beherrscht das Mercedes-Duell um den Weltmeistertitel auch auf dem Hockenheimring.
HOCKENHEIM Der Blick nach rechts verhieß nichts Gutes. Das silberne Auto seines Teamrivalen Lewis Hamilton schob sich an Nico Rosbergs Mercedes vorbei. Auch zwei dunkelblaue Formel-1-Boliden von Red Bull lagen nach nur wenigen Metern beim Großen Preis von Deutschland vor ihm. Wie schon eine Woche zuvor in Budapest hatte der 31-Jährige den Start verpatzt. Auch in Ungarn hatte Rosberg am Samstag im Qualifying die Bestzeit erzielt und war dann hinter Hamilton zurückgefallen. Damals reichte es immerhin zu Rang zwei hinter dem Engländer. In Hockenheim verpasste er als Vierter das Podium – aus seiner Sicht nach einem Rennen zum Vergessen.
„Ich hatte nicht erwartet, so viel durchdrehende Räder zu haben“, sagte Rosberg. Vor der vierwöchigen Sommerpause muss er einen Tiefschlag verdauen. Hamilton hat seine Bilanz auf 49 Siege ausgebaut, davon allein sechs in den zurückliegenden sieben Rennen. Das ist es, was den in Monte Carlo lebenden Nico Rosberg beschäftigen wird. Noch stehen neun Rennen auf dem Programm, sind pro Fahrer maximal 225 Punkte zu holen. Da klingt sein nun auf 19 Zähler angewachsene Rückstand nicht dramatisch – wenn der Rivale nicht so einen Lauf hätte.
Die wenigen Buhrufe bei der Siegerehrung überspielte Hamilton gekonnt. „Ich habe keine Fehler gemacht. Das Auto lief perfekt“, sagte der 31-Jährige. Gefordert war er nur am Start. Danach kontrollierte er das Rennen, erlebte mehr oder weniger entspannt die Positionskämpfe, in denen sich Daniel Ricciardo (Australien) in seinem 100. Grand Prix den zweiten Platz vor Red-BullTeamrivale Max Verstappen (Niederlande) sicherte.
Rosberg kam an den beiden nicht vorbei. Mitentscheidend war ein Manöver in der 29. Runde, als er sich in der Haarnadelkurve an Verstappen vorbei auf Platz zwei schob. „Er hat mich von der Strecke gedrängt“, beschwerte sich der Niederländer per Funk. Die Rennkommissare sahen es genauso und verhängten gegen Rosberg eine Fünf-SekundenStrafe. „Man kann es so interpretieren. Nico ist zu weit gefahren“, meinte Mercedes-Oberaufseher Niki Lauda. Rosberg hatte natürlich eine andere Sicht. „Ich habe nicht damit gerechnet, bestraft zu werden“, sagte er. Doch damit waren seine Frusterlebnisse noch nicht zu Ende. Als er in der 44. von 67 Runden zum Reifenwechsel kam und dabei die Strafe absitzen wollte, streikte die per Hand ausgelöste Stoppuhr. „Man mag es kaum glauben, dass in einem Formel-1-Team eine Stoppuhr nicht funktioniert. Klingt verrückt, ist aber so“, erklärte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff. Erst nach acht statt fünf Sekunden begannen die Arbeiten am Auto.„Das hat keinen Unterschied gemacht. Nach meiner Strafe hätte ich sowieso nicht mit den Red-BullFahrern kämpfen können. Sie hatten eine gute Pace“, sagte der WM- Zweite. Er sprach von einem echt harten Tag.
Doch nicht nur für ihn heißt es in den kommenden Tagen, Enttäuschungen zu verarbeiten. Sebastian Vettel wurde nur Fünfter vor Teamkollege Kimi Räikkönen. Das Ferrari-Team ist derzeit nur noch dritte Kraft hinter Mercedes und Red Bull. Entspannter wird Nico Hülkenberg die Kurpfalz verlassen haben. Platz sieben im Force India kann sich sehen lassen. Für Manor-Pilot Pascal Wehrlein (Worndorf), der Rang 17 belegte, war es einmal mehr ein Rennen, in dem er weitere Erfahrung sammeln konnte