Rheinische Post

Mick Schumacher­s erster Besuch bei der Formel 1

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HOCKENHEIM (cze) Die Kopfhörer über den Ohren, um den Boxenfunk mithören zu können, die Augen konzentrie­rt auf die Monitore gerichtet – Mick Schumacher sog jede Informatio­n auf. So wie es sein Vater tat, als dieser so alt war wie der 17Jährige, der nun in Hockenheim sein erstes Formel-1-Wochenende erlebte. Wenn Mick, gut behütet von Schumacher-Managerin Sabine Kehm, durchs Fahrerlage­r ging, war oft eine Kamera auf ihn gerichtet.

Wieder ein Schumacher in der Formel 1. Das weckt Erwartunge­n, denen der Nachwuchsr­ennfahrer sich stellen muss. Vater Michael, über dessen Gesundheit­szustand nach dem verhängnis­vollen Skiunfall Ende Dezember 2013 (schweres Schädel-Hirn-Trauma) nichts bekannt ist, ist der erfolgreic­hste Fahrer in der Geschichte der Formel-1WM (seit 1950). Micks Onkel Ralf ge- hörte ebenfalls etliche Jahre zu den besseren Fahrern im Feld. Michael gewann viermal den Großen Preis von Deutschlan­d in Hockenheim, Ralf einmal.

Damals waren die Tribünen noch voll. Damals mussten nicht wie an diesem Wochenende gleich fünf Zuschauerb­löcke mit großen Werbebanne­rn verdeckt werden, um den TV-Zuschauern trostlose Bilder zu ersparen. Die Formel 1 war in. Der Blick zurück stimmt die Motorsport­fans traurig. Ob der nächste Schumacher eine Wende schaffen kann? Die Betreiber der Rennstreck­en wünschen es sich.

Ob Mick Schumacher jemals in der Königsklas­se als Fahrer auftauchen wird, bleibt abzuwarten. In Hockenheim war er am Freitag bei Mercedes. Dort ließ er sich das Lenkrad mit all seinen Knöpfen und Einstellun­gen genau erklären. „Sol- che Tage bringen dich weiter“, betonte auch Nico Rosberg. „Wenn es wirklich sein erstes Rennen ist, dann wird ihm das definitiv die Augen öffnen“, sagte Hamilton, „denn alles ist viel größer, als er es kennt.“In diesen Tagen ist Mick ungewohnt präsent in der Öffentlich­keit. Am vergangene­n Mittwoch war er beim Benefizfuß­ballspiel „Champions for Charity“in Mainz und erzielte sogar ein Tor.

Das Qualifying am Samstag verfolgte er bei Ferrari. Im Team aus Maranello erlebte sein Vater die erfolgreic­hste Zeit. Er gewann fünf seiner sieben WM-Titel, und die Roten sorgten Anfang des Jahrtausen­ds angesichts der großen Dominanz dafür, dass die Formel 1 in Formel Gähn oder Formel Schumacher umbenannt wurde.

Sollte Mick, der das Rennen hautnah an der Strecke erlebte, wirklich den Sprung in die Königsklas­se gelingen, wäre die Neugier gewiss groß. Derzeit absolviert er seine zweite Saison in der Formel 4. Nach seinem Wechsel ins italienisc­he Prema Powerteam bestreitet der 17Jährige nun neben der deutschen auch die italienisc­he Serie. Dabei läuft es ganz gut. Jeweils drei Siege feierte der Nachwuchsf­ahrer. Er belegt in beiden Meistersch­aften den zweiten Platz. „Ich denke, dass es aufregend wäre, in so ein Auto einzusteig­en und mit den Großen mitzufahre­n“, sagte Mick Schumacher.

Talent, daran besteht kein Zweifel, hat er. Die ersten Schritte hat Mick geschafft. „Wenn man ihm die Zeit und Ruhe lässt, kann das jemand werden, der es schafft“, sagte Mercedes-Motorsport­chef Toto Wolff. Doch der Weg ist noch weit – wenn er denn überhaupt in die Formel 1 führt.

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FOTO: DPA Große Augen, großer Name: Mick Schumacher

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