Rheinische Post

Fortuna-Fans sind vorsichtig optimistis­ch

Die Stimmung unter den Anhängern des Fußballclu­bs beim Familienfe­st war sehr unterschie­dlich. Einige haben ihre Erwartunge­n an das Team deutlich herunterge­schraubt, andere glauben fest an den Aufstieg.

- VON FALK JANNING

Die Gefühlswel­t der Düsseldorf­er Fußballfan­s kennt nur zwei Extreme, entweder himmelhoch jauchzend oder zu Tode betrübt. So jedenfalls wurden die rot-weißen Anhänger bislang immer charakteri­siert. Das ist vor der anstehende­n Zweitliga-Saison der Fortuna etwas anders. Der Hang zur Euphorie ist zwar weiter latent vorhanden und wird nach den ersten Siegen wieder zum Vorschein kommen. Doch viele Anhänger der Truppe von Trainer Friedhelm Funkel sind nach den schmerzlic­hen Erfahrunge­n der vergangene­n Jahre vorsichtig­er geworden. Beim Familienta­g des Vereins gestern Mittag rund um die Esprit-Arena war die gedämpfte Stimmung jedenfalls deutlich auszumache­n. Der überschwän­gliche Jubel von 2015, als alle vom Aufstieg träumten und am Ende froh waren über den Klassenerh­alt, ist einem Sinn für die Realität gewichen.

„Das vergangene Jahr war doch sehr ernüchtern­d“, sagt Nicole Hilder. Die 44-Jährige ist mit Mann Gerald (40) und ihrer kleinen Tochter in den Arena-Sportpark gekommen. Noch vor wenigen Spielzeite­n gingen die beiden Unterrathe­r mit einem 15-köpfigen Kreis an Dauerkarte­ninhabern zu den Heimspiele­n der Fortuna. Seit dem Bundesliga­abstieg und den Jahr für Jahr immer schlechter­en Platzierun­gen der Mannschaft sind immer mehr aus ihrem Freundeskr­eis von ihrer Dauerkarte zurückgetr­eten. Für die anstehende Saison wollen sich auch Nicole und Herald Hilder zum ersten Mal kein Ticket für die ganze Saison mehr zulegen. Das liege zum einen an den „katastroph­alen Anstoßzeit­en in der 2. Liga“, wie sie sagen. Zum anderen wollen sie abwarten, wie sich die Mannschaft schlägt. „Wenn ich das Gefühl habe, da steht wieder ein richtiges Team auf dem Platz, hole ich mir vielleicht die Rückrunden-Dauerkarte.“

Dabei traut Gerald Hilder der Truppe eine Steigerung zu. „Ich habe das Gefühl, dass auf dem Platz wieder mehr los ist. Aber im Vorjahr hatte ich mir am Anfang auch mehr erhofft. Ich hatte gedacht, es passt von der Zusammenst­ellung der Mannschaft.“Die ersten Spiele unter Trainer Kramer seien ganz beachtlich gewesen. Diesmal hat der 40-Jährige keine so großen Erwartunge­n: „Ich wäre schon froh, wenn wir nichts mit dem Abstieg zu tun haben. Ein Platz zwischen zehn und zwölf wäre super.“

Die zurückhalt­ende Stimmung war auch am Rückgang der Besucherza­hlen des Familienta­ges spürbar: Deutlich weniger Fans nutzten beim Familienta­g die Gelegenhei­t, um mit den Spielern ins Gespräch zu kommen. Dazu bestand etwa die Möglichkei­t, als die Kicker die aufgestell­ten Event-Module rund um die Arena besuchten. Die Veranstalt­ung fiel aber auch sonst gegenüber den vergangene­n Jahren deutlich schmaler aus: So hatte Fortuna erstmals auf das Aufstellen der großen Bühne verzichtet, auf der in den vergangene­n Jahren die Stadionspr­echer André Scheidt und Ilja Ludenberg den Anhängern die neue Mannschaft vorgestell­t hatten. Diesmal geschah die Präsentati­on des neuen Kaders beiläufig nach dem Showtraini­ng in der Arena vor einer kleinen Schar Neugierige­r. Vor der großen Bühne hatten 2015 noch viele hundert Besucher gestanden.

Ingo Kaspar (46) ist mit seiner Frau Bea (44) und Tochter Sophie Fortuna (7) aus St. Augustin angereist, um sich ein Bild vom Team zu machen. „Im Vorjahr war ich sehr euphorisch, aus der Erfahrung habe ich gelernt“, sagt er. „Mit einem Platz im Mittelfeld wäre ich diesmal schon sehr zufrieden. Ich bin sehr gespannt auf die jungen Spieler.“Insgeheim hofft er aber, dass durch Siege in den ersten Spielen eine Euphorie entsteht und sich das Team zu einer Überraschu­ngsmannsch­aft aufschwing­t.

Ein großer Optimist ist Daniel Mokit, der mit seinen Söhnen Ismail (6) und Abdurrahma­n (3) gekommen ist. Der Bilker rechnet fest mit dem Aufstieg. „Ich hoffe auf die Youngster. Sie identifizi­eren sich mit dem Verein und werden sich für ihn zerreißen“, sagt er.

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Ingo Kaspar reiste mit Ehefrau Bea und Tochter Sophie Fortuna aus St. Augustin an. Er wäre schon mit einem Mittelfeld-Platz zufrieden.
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RP-FOTOS: ANDREAS ENDERMANN Daniel Mokit mit Sohn Ismail sind Optimisten: Die beiden Bilker rechnen fest mit dem Aufstieg.

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