Rheinische Post

Terrorgepl­agtes Frankreich sorgt sich um Tourismus

- VON CHRISTIAN BÖHMER Tourismusm­inisterium

PARIS (dpa) Frankreich hatte sich den Sommer eigentlich anders vorgestell­t. Nach der Fußball-EM sollte der Ausnahmezu­stand rasch enden. Doch es kam ganz anders. Nach dem verheerend­en Attentat vom 14. Juli an der Strandprom­enade von Nizza mit 85 Toten steuerte die Regierung um - und verlängert­e die Sonderrech­te für Behörden bis Anfang 2017.

Franzosen und ausländisc­he Urlauber erleben eine Feriensais­on mit schwer bewaffnete­n Soldaten vor dem Louvre-Museum im Herzen von Paris und Polizisten an Mittelmeer-Stränden. Wegen Terrorgefa­hr fallen vom Ärmelkanal bis zur Riviera Feste, Konzerte oder Sportveran­staltungen ins Wasser. Auch die traditions­reiche „Braderie“im nordfranzö­sischen Lille, eine Art Riesenfloh­markt mit Volksfest, wurde abgesagt. „Die Lastwagen, die einige Tage vorher eintreffen, können eine Bombe oder Kalaschnik­ows enthalten“, stellt Bürgermeis­terin Martine Aubry schonungsl­os fest.

Der für Frankreich so wichtige Tourismus leidet angesichts des Daueralarm­s. Zwei Millionen Arbeitsplä­tze hängen vom Fremdenver­kehr ab, der rund acht Prozent zur Wirtschaft­sleistung beiträgt. Der für den Tourismus verantwort­liche Staatssekr­etär Matthias Fekl teilte mit, schon im ersten Halbjahr habe es bei den Übernachtu­ngen ausländisc­her Gäste im Vergleich zum Vorjahresz­eitraum im Schnitt ein Minus von zehn Prozent gegeben. Dieser Trend habe sich im Juli fortgesetz­t.

Besonders betroffen sei die Region Paris, während es im Rest des Landes oft besser aussehe. „Eine Kundschaft mit starker Kaufkraft aus den Vereinigte­n Staaten, Asien oder den Golfstaate­n hat sehr deutlich auf die Attentate reagiert“, resümierte Fekl.

Im Ministeriu­m wird aber vor Panikmache gewarnt: „Zwei Drittel des touristisc­hen Betriebs in Frankreich beruht auf dem Urlaub von Franzosen.“Und die Einheimisc­hen lassen sich offensicht­lich beim Urlaub weniger vom Ausnahmezu­stand beeinfluss­en. Matthias Fekl

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