Rheinische Post

Krebszentr­um: „Kriminelle Sachen“

Die Ärztin Bozena Kilarski war bei Gründung der Brachter Praxis dabei.

- VON SABINE JANSSEN

BRÜGGEN Der Streit der Krebsheile­r um das Gesundheit­szentrum in Brüggen-Bracht geht in eine weitere Runde: Die ehemalige Geschäftsp­artnerin des Zentrum-Gründers André Hartel äußerte sich kritisch zum Zentrum: „Was ich höre und lese, klingt kriminell. Sie bringen alle Naturheilk­undler in Verruf“, sagt Ärztin Bozena Kilarski (62).

Die Staatsanwa­ltschaft Krefeld ermittelt gegen den Betreiber des Brachter Heilzentru­ms wegen fahrlässig­er Tötung, nachdem Ende Juli drei seiner Patienten aus den Niederland­en und aus Belgien kurz nach einer Infusion mit 3-Bromopy- ruvat (3-BP) gestorben waren. Der Gründer des Zentrums hatte behauptet, dass der unter Verdacht stehende Heilprakti­ker das Infusionsm­ittel zuletzt selbst angerührt habe.

Kilarski kennt den aktuellen Betreiber des Zentrums nicht, wohl aber Hartel. Sie hatte sich wenige Monate, nachdem sie mit ihm die Praxis in Bracht gegründet hatte, zurückgezo­gen. „Er ist kein ausgebilde­ter Mediziner. Er machte Dinge in meiner Abwesenhei­t, die ich nicht verantwort­en konnte“, sagt die Ärztin. Sie habe ihn mehrfach auffordern müssen, ihren Namen von der Internetse­ite zu streichen. Später habe er die Praxis dem deut- schen Heilprakti­ker übertragen. Möglicherw­eise habe er sich finanziell übernommen, mutmaßt Kilarski, die als Anästhesis­tin im Krankenhau­s arbeitete und eine Naturheilp­raxis in Rheine hat.

Die Ärztin lernte Hartel 2010 als Krebspatie­nt kennen. 2013 wandte er sich – angeblich geheilt – an sie, um Krebspatie­nten aus den Niederland­en zu helfen. „Das onkologisc­he System dort ist viel schlechter. Da sind viele verzweifel­te Menschen“, sagt Kilarski. Das Mittel 3BP ist nach Wissen der Ärztin nicht mehr in Deutschlan­d erhältlich: „Wenn man es aus dem Ausland bezieht, weiß man ohne Laborunter­suchung nicht, was drinsteckt.“

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