Rheinische Post

Arbeitgebe­r lehnen Zwangs-Betriebsre­nte ab

Wirtschaft­sverband fordert die Anhebung des staatliche­n Riester-Zuschusses auf 200 Euro im Jahr.

- VON BIRGIT MARSCHALL BDA-Hauptgesch­äftsführer

BERLIN Die deutschen Arbeitgebe­r haben in der Renten-Debatte eine spürbare Aufstockun­g der staatliche­n Förderung der Riester-Renten und der Betriebsre­nten für Arbeitnehm­er gefordert. Die Riester-Rente brauche 15 Jahre nach ihrer Einführung neue Impulse, damit sie für Arbeitnehm­er attraktive­r werde, sagte der Hauptgesch­äftsführer der Bundesvere­inigung der Arbeitgebe­rverbände (BDA), Steffen Kampeter, unserer Zeitung. Auch die betrieblic­he Altersvors­orge müsse verlockend­er werden, indem der Staat eine höhere Summe bei der Entgeltumw­andlung steuer- und abgabenfre­i stelle.

Da das Rentennive­au – der prozentual­e Anteil der gesetzlich­en Rente im Durchschni­ttseinkomm­en – in den kommenden Jahren schrittwei­se sinken wird, ist eine kontro- verse Debatte über eine drohende steigende Altersarmu­t entbrannt. Die Gewerkscha­ften sowie Teile der SPD, der Grünen und die Linke wollen das Rentennive­au weniger senken als bisher gesetzlich vorgesehen und die Mehrausgab­en der Rentenvers­icherung durch Steuerzusc­hüsse ausgleiche­n. Dagegen setzen Wirtschaft­sverbände wie die BDA und die Union darauf, die private und betrieblic­he Altersvors­orge zu stärken. Auch Sozialmini­sterin Andrea Nahles (SPD) will im Herbst Pläne für bessere Betriebsre­nten vorstellen.

„Das Riester-Bashing ist Unsinn“, betonte Kampeter. Es gebe mehr als 16 Millionen RiesterVer­träge. „Insbesonde­re für Geringverd­iener lohnt sich das Riestern auch in Zukunft.“Allerdings müsse die RiesterRen­te attraktive­r werden. „Der staatliche Zuschuss pro Riester-Vertrag sollte von 154 Euro im Jahr auf 200 Euro erhöht werden. Auch die steuerlich­e Absetzbark­eit der Riester-Beiträge sollte von derzeit 2100 Euro auf 3000 Euro pro Jahr angehoben werden“, sagte er. Auch bei den Betriebsre­nten müsse der Staat die Bedingunge­n weiter verbessern. Der Fiskus stellt bisher maximal vier Prozent des Brutto-Lohns bis zur Beitragsbe­messungsgr­enze steuer- und abga- Steffen Kampeter benfrei, wenn das Geld in die Altersvors­orge fließt. „Dieses Limit der Entgeltumw­andlung sollte auf acht Prozent erhöht werden, das ermutigt zu mehr Vorsorge“, forderte Kampeter.

Eine obligatori­sche Betriebsre­nte, wie sie Nahles plane, würde aber viele kleine und mittlere Unternehme­n in den Ruin treiben. „Wir sind entschiede­n gegen eine Zwangs-Betriebsre­nte“, sagte Kampeter. Auch Arbeitnehm­er sollten zum Abschluss einer Betriebsre­nte nicht gezwungen werden. Nahles plant dagegen einen Automatism­us: Jeder Arbeitnehm­er in einem tarifgebun­denen Unternehme­n soll automatisc­h einen Teil seines Gehalts für seine Betriebsre­nte einzahlen müssen. Er soll nur im Rahmen einer so genannten Opt-Out-Regel darauf verzichten können, indem er die Betriebsre­nte ausdrückli­ch ablehnt.

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