Fingiertes Interview kostet Englands Coach den Job
LONDON (sid) Sam Allardyce ist nicht länger Teammanager der englischen Fußball-Nationalmannschaft. Nur 68 Tage nach seiner Berufung wurde der 61-Jährige agestern durch den Verband FA entlassen. Bereits am Mittag hatte der FAVorsitzende Greg Clarke Untersuchungen im Fall Allardyce angekündigt. U21-Coach Gareth Southgate wird in den kommenden vier Spielen interimsweise auf der Trainerbank sitzen.
„Das war keine leichte Entscheidung, aber wir mussten die Interessen des Verbandes und den hohen Standard der Verhaltensregeln im Fußball schützen“, hieß es in der Erklärung der FA. Am Nachmittag hatte sich Allardyce unter anderem mit Clarke getroffen und sich „aufrichtig für meine Aktionen entschuldigt. Ich bedaure meine Aussagen bezüglich der anderen Personen“.
Allardyce war im August bei einem Gespräch mit Reportern der englischen Zeitung „Telegraph“, die sich als Investoren ausgegeben hatten, gefilmt worden. Der Coach soll in der Unterhaltung gesagt haben, dass es möglich sei, die Regularien des englischen Verbandes FA bezüglich der Dritteigentümer-Verträge zu umgehen. Die FA und auch der Weltverband FIFA haben diese Praxis verboten.
Außerdem hat sich der Coach in dem Video wohl über seinen Vorgänger Roy Hodgson und dessen Sprachfehler lustig gemacht, Nationalspieler verunglimpft, die FA als „dumm“bezeichnet und deren Präsident Prinz William kritisiert. Auf die FA ging er los, weil der Verband eine Milliarde Euro in die Renovierung des Wembley-Stadions investiert habe. Prinz William wird von Allardyce angegriffen, weil der Thronfolger nicht zur Präsentation des Logos für die EM 2020 gekommen war.
In den sozialen Netzwerken musste Allardyce gestern Hohn und Spott ertragen. Und die englischen Buchmacher nehmen Wetten auf mögliche Nachfolger an. Zu den Kandidaten gehört erneut Jürgen Klinsmann. Der US-Nationaltrainer war schon im Sommer gehandelt worden.
Konkret geht es darum, dass Allardyce im August bei einem Gespräch mit angeblichen Investoren aus dem Fernen Osten in London erklärt haben soll, wie die FA-Regularien über Dritteigentümer-Verträge zu umgehen sind. Das sei kein Problem, soll Allardyce gesagt haben.