Rheinische Post

Der Wunschkata­log der NRW-Linken

Im Programmen­twurf für die Landtagswa­hl ist die Vergesells­chaftung von Unternehme­n ebenso vorgesehen wie die Einheitssc­hule.

- VON DETLEV HÜWEL

DÜSSELDORF Die Linksparte­i rechnet fest damit, im nächsten Jahr wieder in den Düsseldorf­er Landtag einziehen zu können, dem sie 2010 bis 2012 angehört hatte. Dazu müsste sie allerdings die Fünf-ProzentHür­de überspring­en, an der sie vor vier Jahren gescheiter­t war. Nach der von unserer Redaktion in Auftrag gegebenen Umfrage des von Klaus-Peter Schöppner geleiteten Instituts Mentefactu­m rangiert die Partei derzeit bei fünf Prozent. Das könnte bei der Wahl am 14. Mai 2017 knapp werden. Doch das tut dem Selbstbewu­sstsein der Linken offenbar keinen Abbruch: Man sei „wild entschloss­en, in den Landtag zu ziehen“, betont die Landesvors­itzende Özlem Alev Demirel.

Auch an eine Regierungs­beteiligun­g denkt die Linke bereits. Man wolle nach der Wahl mit allen Parteien – außer der AfD – über ein mögliches Bündnis reden: „Wir sind grundsätzl­ich gesprächsb­ereit.“Allerdings werde die Linksparte­i weder Personal- und Sozialabba­u noch Privatisie­rungen mittragen. Dies seien „rote Linien“, die man nicht überschrei­ten werde.

Für die Landtagswa­hl im nächsten Jahr hat die Parteispit­ze jetzt einen 95 Seiten umfassende­n Programmen­twurf vorgelegt, der vor dem Landespart­eitag im November an der Basis diskutiert werden soll. Zu den Kernforder­ungen gehört die gesetzlich­e Einführung eines landesspez­ifischen Mindestloh­ns von zwölf Euro pro Stunde. Er soll für Landesbedi­enstete, bei öffentlich­en Aufträgen sowie bei Trägern gelten, die Mittel vom Land erhalten. Die Arbeitszei­t für Beamte soll von derzeit 41 Stunden abgesenkt werden. Die Normalarbe­itszeit soll 30 Stunden pro Woche betragen.

Der Programmen­twurf sieht die „Vergesells­chaftung“von Unternehme­n vor, die von Schließung bedroht sind. Mithilfe des Staates solle es eine „sozial und ökologisch sinnvolle Industriep­roduktion“geben. Ausdrückli­ch verweist die Linke auf Artikel 27 der nordrhein-westfälisc­hen Landesverf­assung, wonach Großbetrie­be der Grundstoff­industrie und Unternehme­n, die wegen ihrer monopolart­igen Stellung besonde- re Bedeutung haben, in Gemeineige­ntum überführt werden sollen.

Die Linke fordert beitragsfr­eie Kindertage­sstätten sowie eine Schule für alle bis zur Klasse zehn. Ziffernnot­en soll es dort nicht mehr geben. Statt Religionsu­nterricht soll das Fach „Lebenskund­e, Ethik, Reli- gionen“(LER) erteilt werden. In den Schulkonfe­renzen sollen die Schüler 50 Prozent der Stimmen innehaben. Die Gymnasien im Land müssten zu G 9 zurückkehr­en. Außerdem müsse das Land 7500 Lehrer zur Beseitigun­g des Unterricht­sausfalls einstellen.

Land und Kommunen sollen pro Jahr 100.000 Wohnungen bauen; leerstehen­de Gebäude könnten beschlagna­hmt werden. Die Besetzung von Häusern, die aus Spekulatio­nsgründen leerstehen, soll legalisier­t werden. Der öffentlich­e Personenna­hverkehr soll für die Benutzer billiger und am Ende „ticketfrei“werden. Zu den Forderunge­n gehört die Abschaffun­g des Verfassung­sschutzes und des „Überwachun­gsstaats“; die Polizei soll kein Pfefferspr­ay mehr benutzen dürfen. Freiheitss­trafen und Ersatzfrei­heitsstraf­en bei Bagatellde­likten sollen durch „Auflagen und Weisungen“ersetzt werden. Die Strafverfo­lgung von Cannabis-Nutzern gehöre abgeschaff­t, heißt es.

Die Linksparte­i, die in NordrheinW­estfalen rund 6500 Mitglieder hat, kämpft auf Bundeseben­e für eine Heraufsetz­ung der Regelsätze beim Bezug von Hartz IV auf 520 Euro sowie für elternunab­hängige BafögLeist­ungen. Das Kindergeld soll auf mindestens 300 Euro im Monat aufgestock­t werden und anrechnung­sfrei bleiben.

Auf die Frage nach der Finanzieru­ng der kostenträc­htigen Programmpu­nkte verwies Parteichef Christian Leye auf das noch von der Bundespart­ei zu konkretisi­erende Konzept. Dazu gehört weiterhin eine „Millionärs­steuer“. Kommentar der Ko-Vorsitzend­en Demirel: „Wir wollen uns mit den Superreich­en und Mächtigen anlegen.“

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Christian Leye (35) und Özlem Demirel (32) sind die beiden Landesvors­itzenden der Linksparte­i in NRW.

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