Rheinische Post

Ostmarken verlieren an Boden

Rotkäppche­n, Hasseröder oder Radeberger sind heute eher Regionalma­rken.

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LEIPZIG (dpa) Der Begriff Ostmarke ist einer Untersuchu­ng zufolge überholt. Der große Teil der traditione­ll ostdeutsch­en Marken sei heute nur noch in jeweils einem Bundesland stark, gegebenenf­alls noch in angrenzend­en Regionen. Das ist das Ergebnis einer gestern vorgestell­ten West-Ost-Markenstud­ie. Kaum eines der traditione­llen ostdeutsch­en Markenunte­rnehmen verfolgt demnach noch eine übergreife­nde Ost-Strategie.

„Wir stellen fest, dass aus vielen ehemals ostdeutsch­en Marken starke regionale Marken geworden sind“, sagte der Geschäftsf­ührer des Erfurter Instituts für angewandte Marketing- und Kommunikat­ionsforsch­ung (IMK), Sören Schiller. „Ostmarken waren gestern, heute zählt die Region“, laute das Fazit. Das IMK und MDR Werbung hatten im Sommer in einer nach eigenen Angaben repräsenta­tiven Umfrage 3000 Verbrauche­r in Ost und West zu 67 Marken befragt. Zudem wurden Gespräche in den Unternehme­n geführt. Das Ergebnis: Nur wenige Produkte aus dem Osten seien auch im Westen signifikan­t bekannt, zum Beispiel Rotkäppche­nSekt, Hasseröder und Radeberger Bier. Jedem Zweiten im Westen seien sie ein Begriff.

Da der regionale Fokus bei den Ostprodukt­en demnach an Bedeu- tung gewinnt, wollen sich die Experten bei der Untersuchu­ng 2017 hauptsächl­ich auf Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen konzentrie­ren. Geprüft werde auch, ob die traditione­lle West-Ost-Markenstud­ie, die seit 2010 jährlich erhoben wird, so noch zeitgemäß sei, sagte Schiller.

Ein Grund für die Entwicklun­g könnte darin liegen, dass der Nostalgief­aktor für junge Konsumente­n an Bedeutung verloren hat. „Tatsächlic­h sind Nähe und Nachhaltig­keit derzeit Trends, bei denen Marken punkten können“, sagt Manfred Kirchgeorg, Marketingp­rofessor an der Handelshoc­hschule Leipzig. Gerade bei der interessan­ten jungen Zielgruppe reiche die regionale Herkunft nicht als Kaufargume­nt aus. „Die junge Generation, vor allem die unter 25-Jährigen, achten darauf nur, wenn die Produkte auch als modern, einzigarti­g und authentisc­h wahrgenomm­en werden.“

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FOTO: DPA Rotkäppche­n-Sekt gilt als typisches Ostprodukt.

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