Rheinische Post

Mainz steht in Aserbaidsc­han schon unter Druck

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BAKU/MAINZ (sid) Als der Tross gestern um 9.25 Uhr mit dem Flug LH 342 in Richtung Aserbaidsc­han startete, waren die leichten Turbulenze­n vom Vorabend bei den Profis des FSV Mainz 05 kein Thema mehr. Da der große Protest gegen Klubchef Harald Strutz bei der Mitglieder­versammlun­g ausgeblieb­en war, konnte Trainer Martin Schmidt vor dem zweiten Spiel in der Europa League beim FK Qäbälä (heute 17 Uhr) bereits an die Heimreise denken: „Wir brauchen auf dem Rückflug ein gutes Gefühl.“

Vor allem die hohe Belastung, die für die Gruppenpha­sen-Debütanten ungewohnt ist, bereitet dem Schweizer Sorgen. „Man merkt schon, dass nach den englischen Wochen die Frische ein wenig fehlt“, sagte Schmidt, dessen Team nach dem Ligaspiel am Sonntag beim VfL Wolfsburg sieben Spiele in drei Wochen absolviert haben wird.

Um die Belastung auf viele Schultern zu verteilen, wird Schmidt wieder rotieren. Auch um in Wolfsburg mit fitten Profis antreten zu können – schließlic­h landet das Team erst am Freitag gegen 6 Uhr in Frankfurt/Main. So kündigte der Trainer an, dass José Rodriguez ein Kandidat für die Startelf ist. In der Liga ist der Spanier nach seiner überharten Attacke gegen Dominik Kohr vom FC Augsburg noch für drei Spiele gesperrt.

Schmidt rechnet mit einer schweren Aufgabe in Baku – wo ein Sieg nach dem 1:1 zum Auftakt gegen den AS St. Etienne eigentlich Pflicht ist. „In ihrer Liga sind sie wie Bayern München, da sind sie allen überlegen“, sagte der Coach über den Spitzenrei­ter der Premier Liga, der das erste Spiel 1:3 beim RSC Anderlecht verlor, „in der Europa League gehen sie robust zur Sache.“

Wie robust es am Vorabend zur Sache gegangen war, hatte Schmidt nicht mitbekomme­n. Der Trainer hatte mit seinen Führungssp­ielern Niko Bungert und Stefan Bell die Mitglieder­versammlun­g nach einer Stunde verlassen. „Ab ins Bett“, rief ihnen Strutz zu – und überreicht­e Schmidt als Präsent eine Uhr.

Im weitesten Sinn um Präsente ging es auch bei Strutz. Schließlic­h war im Januar bekannt geworden, dass der Klubchef seit 2005 für seine eigentlich ehrenamtli­che Tätigkeit finanziell honoriert wird. Zuletzt kassierte der 65-Jährige 273.000 Euro pro Jahr (Aufwandsen­tschädigun­g und Beraterhon­orar). Doch trotz einiger kritischer Wortmeldun­gen hatte Strutz, der den Klub seit 28 Jahren führt, die 500 anwesenden Mitglieder im Griff. Von einer Opposition war nichts zu sehen.

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