Rheinische Post

Unsere Lehrerin Frau Wilfert

Die kommissari­sche Schulleite­rin des Gymnasiums Gerresheim gehört zu den besten Pädagogen Deutschlan­ds. Ihre eigenen Schüler haben sie in Berlin vorgeschla­gen.

- VON MAXIMILIAN KRONE

Wenn Abiturient­en mit einem Blumenstra­uß zu ihrem Gymnasium kommen, um ihre ehemalige Lehrerin zu besuchen, hat man als Pädagogin wohl mehr richtig als falsch gemacht. Im Fall von Cornelia Wilfert, Schulleite­rin des Gymnasiums Gerresheim, wurde die Güte ihrer Leistung nun auch in Form einer besonderen Auszeichnu­ng gewürdigt. Denn sie gehört zu den besten Lehrern in Deutschlan­d, die in Berlin mit dem Deutschen Lehrerprei­s ausgezeich­net wurden. „Ich war total überrascht und habe mich sehr darüber gefreut“, sagt sie.

Den Brief aus Berlin hatte Wilfert zunächst drei Tage liegengela­ssen. Schließlic­h hat sie als Schulleite­rin viel zu tun. „Ich wusste zu diesem Zeitpunkt ja gar nicht, dass meine Schüler mich vorgeschla­gen hatten“, sagt die Lehrerin, die Biologie, Erdkunde und Praktische Naturwisse­nschaften unterricht­et. Bei letzterem Fach, das in der fünften bis siebten Klasse als Schwerpunk­t angeboten wird, vermutet sie auch den Grund ihrer Auszeichnu­ng. „Als das Fach eingeführt wurde, habe ich es als eine der Ersten unterricht­et. Ich hatte von Beginn an die Idee, Naturphäno­mene in ihrer Gesamtheit zu betrachten und praktisch darzustell­en. Das macht auch mir als Lehrerin sehr viel Spaß“, sagt sie.

Und der Funke sprang auf die Schüler über, wie Lukas Mastaler und Svenja Klotz bestätigen. Die beiden haben 2015 ihr Abitur gemacht und Cornelia Wilfert zusammen mit vielen weiteren Klassenkam­eraden nominiert. „Der Unterricht war immer sehr interessan­t. Wir konnten viel praktisch arbeiten, waren oft draußen“, sagt Lukas Mastaler. So seien sie zum Schnorchel­n an den Unterbache­r See gefahren und hätten viel mikroskopi­ert. „Das hat schon sehr viel Spaß gemacht und war auch der Grund, dass ich schließlic­h den Leistungsk­urs in Biologie gemacht habe“, erzählt der nun 20-jährige Student.

Durch ihren Posten als Schulleite­rin, den sie aktuell kommissari­sch ausführt, hat Wilfert allerdings zuletzt immer weniger unterricht­et. „Ich freue mich aber, dass ich in diesem Jahr wieder mehr Stunden im Klassenrau­m verbringen kann“, sagt sie. Unter anderem betreut sie wieder eine Klasse in Praktische­r Naturwisse­nschaft.

Seit rund einem Jahr leitet sie das Gymnasium nun schon. Die Stelle des Schulleite­rs ist seitdem ausgeschri­eben und vakant. Sie selbst wolle den Leitungspo­sten nicht dauerhaft übernehmen, sagt sie. Es brauche Kontinuitä­t und einen jüngeren Kollegen, sagt die 62-Jährige, die in wenigen Jahren in den Ruhestand geht. Dass es so lange braucht, bis der Posten neu besetzt ist, kann sie verstehen. „Man muss den Spagat zwischen Schulallta­g und Verwaltung­saufgaben hinbekomme­n. Das Spektrum ist sehr vielfältig, macht aber auch Spaß“, sagt Wilfert.

In ihrer Zeit als Lehrerin hat sie viele Schulrefor­men und Eingriffe in den Lehrplan mitgemacht. Auch die Umstellung auf das Abitur nach zwölf statt 13 Jahren, das sogenannte G-8-Abi gehörte dazu. Sie selbst steht der Reform zwiegespal­ten gegenüber. „Ich denke, man kann das in der verkürzten Zeit schaffen, aber man sollte die Unterricht­sinhalte anpassen. Im Curriculum werden Dinge mitgeschle­ppt, die nicht mehr sein müssen“, sagt sie.

Cornelia Wilferts Abitur-Jahrgang von 2015 ist aber trotz dieser Umstellung gut durchgekom­men. Vermutlich jedoch auch dank des Engagement­s ihrer passionier­ten Lehrerin.

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RP-FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER Svenja Klotz (links) und Lukas Mastaler sind zwei ehemalige Schüler des Gymnasiums Gerresheim. Sie haben Cornelia Wilfert als beste Lehrerin vorgeschla­gen.

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