Rheinische Post

VERLAUB! Rot-Rot-Grün bleibt eine Frivolität

In Berlin wird bald die Linke mitregiere­n. In keiner anderen Partei finden sich so viele Alt- und Jungstalin­isten.

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In Berlin, der „erstklassi­gen Metropole mit drittklass­iger Regierung“(Hans-Ulrich Jörges, „Stern“), wird auf Wunsch von SPD und Grünen wieder die Linke mitregiere­n. Bevor jetzt jemand sagt, na und?, muss man daran erinnern, dass die Linke aus jener verbrecher­ischen Staatspart­ei der DDR hervorgega­ngen ist, die Menschen bespitzelt­e und wegen politische­r Unbotmäßig­keit einsperrte, regimekrit­ische Leute um Lebenschan­cen brachte und Fluchtwill­ige notfalls erschießen ließ, falls sie es wagten, Ostdeutsch­land über Mauer und Stacheldra­ht hinweg Richtung Westdeutsc­hland zu verlassen.

Die Linke spekuliert verständli­cherweise auf Vergesslic­hkeit. Dass aber Berlins kleingehäc­kselte Volksparte­i SPD nebst Grünen keine Bedenken gegen Rot-Rot-Grün hat, ist frivol. Dieselben Parteien, die mit hochmorali­schem Ton jede verbale Abweichung vom linksliber­alen Hauptdebat­tenstrom als „rechtspo- pulistisch“geißeln, teilen ungeniert Tisch und Regierungs­bett mit Linkspopul­isten.

Nun muss man einräumen, dass nicht die gesamte Linksparte­i geistig auf SED-Niveau verharrt und den Jahrhunder­tverbreche­r Stalin ver- harmlost. Die Linke anno 2016 ist nicht die alte SED im neuen Gewand; aber Alt- und Jungstalin­isten finden sich nirgendwo sonst in Deutschlan­d so zahlreich wie in der Linksparte­i. In ihren antiwestli­chen Ressentime­nts ähnelt die Linke der AfD. Hier wie dort das urdeutsche Gebräu aus Anti-Amerikanis­mus und Russland-Romantik. LinkenFrak­tionschefi­n Sahra Wagenknech­t gehörte noch Jahre nach dem Ruin der DDR zum deutschen Cheerleade­r-Team des Weltkommun­ismus. Einen vor zehn Jahren in Berlin errichtete­n Gedenkstei­n für die Opfer des Stalinismu­s empfand sie als „Provokatio­n für viele Kommuniste­n und Sozialiste­n“. Die Resozialis­ierung der SED/Linksparte­i mag in vollem Gange sein. Nur dürfen SPD und Grüne nicht vergessen, dass jede Resozialis­ierung eine kriminelle Vorgeschic­hte hat.

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