Rheinische Post

Amsterdam: Lernen bis zum Pausengong

Ruheraum, Handyverbo­t und eine tickende Küchenuhr: Immer mehr Studierend­e in den Niederland­en nutzen das Zeitmanage­ment-Konzept „StudyShare“, um sich auf Klausuren vorzuberei­ten. Es basiert auf der „Tomaten-Technik“.

- VON JESSICA BALLEER

AMSTERDAM Etwa ein Jahr ist es her, als dem Bibliothek­ar Frank Verbeek das Verhalten einer Studentin auffiel. „Sie kam in die Bibliothek und hat Bücher und PC auf den Tisch gelegt“, erinnert er sich. Stundenlan­g habe sie dort gesessen. Nur gelernt hat sie nicht. „Die Studentin war ununterbro­chen mit ihrem Handy beschäftig­t.“Ein Schlüssele­rlebnis für den Bibliothek­ar aus Amsterdam, der sich Gedanken machte und begann, nach Zeitmanage­ment-Konzepten zu suchen. Verbeek entwickelt­e eine eigene Methode, die auf neben der Küchenuhr schlägt. Klingelt es erneut, folgen 15 Minuten Pause – und damit Zeit für Kaffee, Erholung und einen Blick auf das Smartphone-Display. Dann folgt die nächste 45-Minuten-Lerneinhei­t, so geht es immer weiter. „Der Uhrentakt wirkt fast hypnotisch auf die Teilnehmer“, sagt Mitarbeite­rin Katrin Schultz, die regelmäßig Aufsicht führt. Die Studenten kämen in eine Art „Lern-Flow“, weil keine Ablenkung im Raum ist. „Nachmittag­s gehen sie zufrieden nach Hause und haben sich ihren Feierabend verdient“, sagt Schultz.

Das Prinzip von „StudyShare“ist einfach. Und es ist eine kostengüns- räume und die „Orte der Stille“, in denen hochwertig­e Möbel zum Wohlfühlen und Lernen anregen. Sie sind Orte des flexiblen Lernens, Lehrens und der Begegnung. „StudyShare“ist hier bisher einzigarti­g.

Erste Versuche, das Konzept auch in anderen öffentlich­en Bibliothek­en einzuführe­n, gab es allerdings schon. Auch in der University of Amsterdam hat Frank Verbeek seine Idee bereits vorgestell­t, denn viele Studierend­e mit Lernproble­men hatten ihre positiven Erfahrunge­n mit dem Lernkonzep­t an die Universitä­ts-Psychologe­n weitergege­ben. „Wir wollen das Konzept noch ausweiten“, sagt Verbeek.

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FOTO: FRANK VERBEEK

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