Amsterdam: Lernen bis zum Pausengong
Ruheraum, Handyverbot und eine tickende Küchenuhr: Immer mehr Studierende in den Niederlanden nutzen das Zeitmanagement-Konzept „StudyShare“, um sich auf Klausuren vorzubereiten. Es basiert auf der „Tomaten-Technik“.
AMSTERDAM Etwa ein Jahr ist es her, als dem Bibliothekar Frank Verbeek das Verhalten einer Studentin auffiel. „Sie kam in die Bibliothek und hat Bücher und PC auf den Tisch gelegt“, erinnert er sich. Stundenlang habe sie dort gesessen. Nur gelernt hat sie nicht. „Die Studentin war ununterbrochen mit ihrem Handy beschäftigt.“Ein Schlüsselerlebnis für den Bibliothekar aus Amsterdam, der sich Gedanken machte und begann, nach Zeitmanagement-Konzepten zu suchen. Verbeek entwickelte eine eigene Methode, die auf neben der Küchenuhr schlägt. Klingelt es erneut, folgen 15 Minuten Pause – und damit Zeit für Kaffee, Erholung und einen Blick auf das Smartphone-Display. Dann folgt die nächste 45-Minuten-Lerneinheit, so geht es immer weiter. „Der Uhrentakt wirkt fast hypnotisch auf die Teilnehmer“, sagt Mitarbeiterin Katrin Schultz, die regelmäßig Aufsicht führt. Die Studenten kämen in eine Art „Lern-Flow“, weil keine Ablenkung im Raum ist. „Nachmittags gehen sie zufrieden nach Hause und haben sich ihren Feierabend verdient“, sagt Schultz.
Das Prinzip von „StudyShare“ist einfach. Und es ist eine kostengüns- räume und die „Orte der Stille“, in denen hochwertige Möbel zum Wohlfühlen und Lernen anregen. Sie sind Orte des flexiblen Lernens, Lehrens und der Begegnung. „StudyShare“ist hier bisher einzigartig.
Erste Versuche, das Konzept auch in anderen öffentlichen Bibliotheken einzuführen, gab es allerdings schon. Auch in der University of Amsterdam hat Frank Verbeek seine Idee bereits vorgestellt, denn viele Studierende mit Lernproblemen hatten ihre positiven Erfahrungen mit dem Lernkonzept an die Universitäts-Psychologen weitergegeben. „Wir wollen das Konzept noch ausweiten“, sagt Verbeek.