Am liebsten was mit Medien
Unter Studienberatern sorgte ein Phänomen an deutschen Hochschulen schon vor zehn Jahren für Heiterkeit: Lief ein Studiengang nicht so richtig gut, mangelte es ihm an Studenten, wurde er kurzerhand umbenannt und erhielt eine neue Bezeichnung mit dem Begriff „Medien“.
So manches Studium der Sozialwissenschaften oder Germanistik mutierte über Nacht zur Medienwissenschaft und schwupps wurde aus dem Ladenhüter ein höchst begehrter N.C.-Studiengang. Dieses Erfolgsrezept sprach sich natürlich unter den Hochschulen herum, und so findet man in der Datenbank Hochschulkompass heute unter dem Suchwort „Medien“1010 Treffer. Ja, Sie lesen richtig: Eintausendundzehn. Hinter „Medienwissenschaft“, verbirgt sich meist eine Geisteswissenschaft, die gute alte Romanistik peppt sich zu „FrankoMedia“auf. Ein gutes Medienmanagementstudium ist in Wahrheit BWL, und die Informatik kommt gern als „Medientechnik“daher. Das scheint aber immer noch abzuschrecken, denn Technik klingt nun mal technisch. Mobile Medien, Computer Science and Media oder gar Next Media spricht sicherlich Abiturienten an, die sich für Informatik eher nicht begeistern würden.
Führend in der Erfindung lustiger, neuer Studiengänge ist man im sächsischen Mittweida: Hier gibt es die Informatik unter den Decknamen „IT-Forensik und Cybercrime“und „Angewandte Medien“. Sie sind ein Potpourri aus Sport und Musik, ein bisschen TV und Design. Falls es Ihnen ob all dieser Möglichkeiten nun die Sprache verschlagen hat, könnten sie in Stuttgart „Mediensprechen“studieren. Dann wird’s schon wieder.