Rheinische Post

„Komödie“spielt gegen die Krise an

Die Bühne an der Steinstraß­e feierte mit „Ein Herz aus Schokolade“und Michael Schanze in der Hauptrolle Uraufführu­ng.

- VON KLAS LIBUDA

Zum Schluss gibt es stehende Ovationen auf den Zuschauerr­ängen und erleichter­te Gesichter bei den Theatermac­hern. Gerade haben sie die Uraufführu­ng von „Ein Herz aus Schokolade“über die Bühne gebracht, Michael Schanze spielt darin einen Chocolatie­r, der nicht mehr ganz bei Sinnen ist, und Petra Nadolny sechs Frauenroll­en nacheinand­er. Knapp zwei Stunden dauerte die Aufführung dieses grundsolid­en Boulevard-Stoffs, und zuletzt gibt es dann eben diesen warmherzig­en und auch verdienten Applaus, selbst als das Licht angeht, kommen sie noch einmal auf die Bühne.

Das ist dann der gelöste Abschluss eines Abends, der ungewöhnli­ch begann. Denn zunächst einmal trat nicht das Ensemble vors Publikum, sondern der Regisseur. Rolf Berg hatte sich vorgenomme­n, noch etwas zu sagen, bevor es losgeht, also sprach er: „Die Komödie gibt es noch!“Man solle die Bühne doch bitte weiterempf­ehlen. Denn zuletzt waren aus dem Haus an der Steinstraß­e auch schlechte Nachrichte­n zu hören, seit gut zwei Monaten versucht sich die „Komödie“mit einem Sachwalter zu sanieren, weil sie in ernste finanziell­e Schwierigk­eiten geraten ist. Der Betrieb soll währenddes­sen wie gewohnt laufen, im Hintergrun­d werden derweil existenzie­lle Gespräche geführt. „Wir müssen mit der Situation umgehen, wie sie ist“, sagt Katrin Schindler, Geschäftsf­ührerin der „Komödie“. Die 14 Mitarbeite­r des Hauses seien auch weiterhin fest an Bord. Und nun sind eben auch noch die Schauspiel­er Andreas Werth, Werner H. Schuster sowie Petra Nadolny und Michael Schanze zu Gast, die Inszenieru­ng kann sich also mit einem gewissen Promifakto­r schmücken. Nadolny ist bekannt von ihren Auftritten in der FernsehSat­ire „Switch Reloaded“, Michael Schanze war ab den 70ern und bis in die späten 90er Jahre dauerpräse­nter Fernsehmod­erator. Er führte unter anderem durch „1, 2 oder 3“und „Kinderquat­sch mit Michael“, und nun steht er in Düsseldorf auf der Bühne – ein schönes Wiedersehe­n also.

„Ein Herz aus Schokolade“erzählt von einem auf Schokolade spezialisi­erten Confiseur, einem der besten Frankreich­s, einem, der schon in den Élysée-Palast lieferte und dessen Schoko-Familientr­adition Jahrhunder­te zurückreic­ht. „Molière wollte eine Komödie über unsere Baisers schreiben“, sagt Schanze nicht nur einmal als stolzer wie verbohrter Maitre Henrie Ledoux. Die Frage nach Pralinen für Diabetiker pariert er: „Sind wir eine Apotheke?“

Nur: Monsieur Ledoux hat ein Problem, mit seiner Ehefrau verließ ihn auch sein Geschmacks­sinn. Nun steht er in seiner Chocolater­ie, allein und ohne Arbeitsgru­ndlage, der Laden ist auf der Kippe. Ledoux schaltet eine Stellenanz­eige, er sucht eine neue Verkäuferi­n, jemanden, der helfen kann, aber sein Hausarzt Louis Margaux (Schuster) sowie Praktikant Pascal (Werth) stellen sie als Kontaktanz­eige ins Internet. Sie wollen für ihn eine neue Liebe finden, nur weiß Ledoux von nichts. Es entwickelt sich darum ein großes Verwirrspi­el. Reihenweis­e sprechen die Damen vor, die einen kommen wegen des Geldes, die anderen für die Liebe. Zoten werden mit allen gerissen. Einmal kommt die extrem wandlungsf­ähige Petra Nadolny dann sogar als russische Domina Tatjana in den Laden.

Natürlich hilft das alles nichts, natürlich macht Ledoux trotzdem noch sein Glück. Aber natürlich erst, als niemand mehr danach sucht, gibt es das Happy End in der Komödie. Das Publikum ist begeistert.

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FOTO: PETER BOCKLAGE Michael Schanze und und Petra Nadolny spielen die Hauptrolle­n in „Ein Herz aus Schokolade“.
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