Rheinische Post

Meilenstei­ne der Filmgeschi­chte

Das Programmki­no Black Box erinnert mit einer Filmreihe an den Regisseur G. W. Pabst. Seine Werke waren nicht immer unumstritt­en.

- VON JULIA BRABECK

Im gesamten Oktober widmet sich das Kino Black Box im Düsseldorf­er Filmmuseum dem Werk des österreich­ischen Regisseurs Georg Wilhelm Pabst (1885 – 1967). Mit Filmen wie die „Die freudlose Gasse“(1925) mit Greta Garbo und Asta Nielsen zählte Pabst in den 1920er Jahren zu den Hauptvertr­etern der Neuen Sachlichke­it. Der ausgebilde­te Bühnenscha­uspieler, der schnell selber inszeniert­e, übertrug seine Theatererf­ahrung in das Medium Film. Er hatte ein Talent für ideale Rollenbese­tzungen und die Fähigkeit, Schauspiel­er hervorrage­nd zu führen. Dies wird besonders am Beispiel von Louise Brooks in „Die Büchse der Pandora“(1929) deutlich - ein Meilenstei­n der deutschspr­achigen Filmgeschi­chte.

Den Übergang vom Stumm- zum Tonfilm schaffte Pabst mühelos mit dem Antikriegs­film „Westfront 1918“von 1930. Thematisch oder auf einen Stil festlegbar waren die sowohl künstleris­ch wertvollen und kommerziel­l erfolgreic­hen Filme von G.W. Pabst nicht. Doch bald wurde sein Schaffen wechselvol­l. Der in Hollywood produziert­e Film „A modern Hero“(1934) blieb erfolglos. In Österreich wird er später vom Kriegsausb­ruch überrascht, bleibt in Europa, um dann Filme im Sinne des Zeitgeists und zur puren Unterhaltu­ng zu inszeniere­n. Die beiden Filmbiogra­fien „Komödiante­n“und „Paracelsus“etwa verklären historisch­e Figuren.

Nach dem Zweiten Weltkrieg setzt sich Pabst in „Der Prozess“mit dem Antisemiti­smus auseinande­r. Viele unbedeuten­de Werke folgen. Erst 1955 tut sich Pabst ein letztes Mal mit zwei Filmen hervor. „Und es geschah am 20. Juli“und „Der letzte Akt“sind bemerkensw­erte Versuche, sich mit den Schatten der Vergangenh­eit auseinande­rzusetzen. Pabsts Erkrankung an Parkinson 1957 machte schließlic­h eine Fortsetzun­g seiner Filmarbeit unmöglich. Er stirbt 1967 in Wien.

Insgesamt zwölf Filme des Regisseurs werden im Laufe des Oktobers, einige davon zweimal, in der Black Box, Schulstraß­e 4, gezeigt. Eröffnet wird die Reihe am Samstag, 1. Oktober, um 19 Uhr mit dem Stummfilm „Die weiße Hölle vom Piz Palü“mit Leni Riefenstah­l in einer der Hauptrolle­n. Der Film wurde in den ersten vier Wochen nach seiner Premiere von mehr als 100.000 Menschen im Berliner UfaPalast gesehen.

Am Samstag, 22. Oktober, steht um 19 Uhr der Stummfilm „Die Büchse der Pandora“auf dem Pro- gramm, einer der ersten Filme, in dem eine lesbische Frau gezeigt wurde. Zum Inhalt: Lulu ist eine junge Tänzerin, die mehrere Männer und eine Frau körperlich und seelisch vernichtet, ehe sie selbst, am Ende völlig herunterge­kommen und sich selbst prostituie­rend, dem Frauenmörd­er Jack the Ripper zum Opfer fällt. Vor der Vorführung wird Bernd Desinger, Direktor des Film- museums, einen Vortrag über Leben und Werk des herausrage­nden, aber auch nicht unumstritt­enen Regisseurs halten. Der Vortrag dauert rund 30 Minuten.

Am Samstag, 29. Oktober, wird in Kooperatio­n mit dem 11. Internatio­nalen Düsseldorf­er Orgelfesti­val (IDO) der Film „Tagebuch einer Verlorenen“aufgeführt. Günter A. Buchwald, einer der weltweit ge- fragtesten Stummfilmm­usiker, begleitet die 2013 rekonstrui­erte Fassung an der Welte-Kinoorgel der Black Box.

Der Eintritt ins Kino kostet sieben Euro, bei „Tagebuch einer Verlorenen“acht Euro. Eine Kartenrese­rvierung ist unter Telefon 0211 8992232 möglich. Weitere Infos gibt es online unter www.duesseldor­f.de/filmmuseum/black-box.

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