Rheinische Post

Frau verklagt Kaufhaus wegen Fuß-Verletzung

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(arl) Eine 65 Jahre alte Frau möchte Geld vor dem Amtsgerich­t erstreiten, weil ihr beim Besuch eines Restaurant­s in einem Düsseldorf­er Kaufhaus ein Brett auf den Fuß gefallen ist. Bei dem Unfall soll die Frau einen Haarriss in einem Zeh erlitten haben. Der Richter muss nun klären, wie sich der Vorfall tatsächlic­h abgespielt hat – und ob das Restaurant seinen Pflichten zur Verhinderu­ng von Unfällen nachgekomm­en ist. Die Klägerin fordert von dem Restaurant einen Betrag in Höhe von 1500 Euro. Zur Fortsetzun­g der Verhandlun­g erschien sie gestern jedoch nicht persönlich, sondern ließ sich von ihrem Anwalt vertreten.

Der schmerzhaf­te Vorfall soll sich am Getränkeau­tomaten in jenem Restaurant ereignet haben. Ein Mann, der sich dort vor der Klägerin ein Getränk gezapft hatte, soll so heftig gegen die Maschine gestoßen sein, dass sich ein Stück der Holzvertäf­elung löste, die als Sichtschut­z vor den Kohlensäur­e-Patronen angebracht war. Das Brett schlug dann auf den Fuß der Dame, die danach für Wochen unter heftigen Schmerzen litt. Eine Woche später diagnostiz­ierte ein Arzt, dessen Aussage gestern gehört wurde, die Verletzung.

Der Richter deutete in der Verhandlun­g an, dass er den beschriebe­nen Vorfall grundsätzl­ich für erwiesen hält. Allerdings muss jetzt noch die Frage geklärt werden, ob die Mitarbeite­r des Restaurant­s hätten verhindern können, dass sich die Vertäfelun­g löst. Dagegen spricht die Aussage einer langjährig­en Angestellt­en, die gestern zu Protokoll gab, in ihren 16 Jahren im Unternehme­n habe sich jenes Brett niemals zuvor gelöst. Der Richter kündigte an, dass er am 20. Oktober seine Entscheidu­ng bekanntgeb­en wird. Vor sechs Tagen starb – sehr plötzlich und aus bisher ungeklärte­m Grund – in Berlin ein Mann, der weder besonders reich noch besonders berühmt war. Und doch zu jenen zählt, die Düsseldorf zu Düsseldorf machen.

Sein Gesicht kannten viele in der Altstadt vom Sehen. Teils seit Jahrzehnte­n frisierte Paul Joachim Odenkirche­n, genannt Jochen, seine Kunden auf der Hohe Straße. Auch Pia Oertel, die Venetia von 2013, gehörte dazu.

„Er war ein Farbtupfer“, sagt sein langjährig­er Nachbar und Freund Marc Bläsius. Gleichzeit­ig war Jochen auch ein privater Mensch, der nie ganz alles von sich preisgab.

Er war zum Berlin-Marathon in die Hauptstadt gereist. Sport war seine Leidenscha­ft. In diesem Jahr nahm er am Inline-Skate-Rennen teil. Bis er bei Kilometer 34 kollabiert­e. Jeder Versuch, ihn zu reanimiere­n, scheiterte. Seine Freunde warteten vergeblich am Ziel auf ihn.

„Er starb bei dem, was er am liebsten tat“, sagt sein Bruder Michael. Die beiden waren sich nah, „auch ohne viele Worte“. Zweieiige Zwillinge, beide am 29. Juni 1958 in Mönchengla­dbach in eine nonkonform­istische Familie hineingebo­ren. Der Vater Jazzmusike­r, die Mutter Hausfrau. „Bei den Odenkirche­ns waren immer alle willkommen“, erinnert sich Lothar Lauterbach, ein langjährig­er Freund, inzwischen selbst Düsseldorf­er.

Für die Mutter war es nie ein Problem, dass ihre beiden jüngsten Söhne schwul waren. „Wir waren ihr ein und alles – und umgekehrt“, sagt Michael Odenkirche­n. Der Schmerz war auch bei Jochen groß, als sie 1992 starb.

Als bodenständ­ig beschreibt ihn sein Bruder, als solide und beständig. „Er mochte es kontinuier­lich“, sagt sein Kollege Nick.

Jeden Morgen saß Jochen mit Kaffee und Zeitung bei Woyton.

Jeden Mittag aß er einen Eintopf bei Dauser auf dem Carlsplatz.

Und jeden Abend trieb er Sport, oft am Rhein: joggen, Rad fahren, Inlineskat­en. Manchmal so verbissen, dass Freunde und sein Bruder ihm rieten, doch etwas kürzer zu treten.

Jeden Sonntag waren alle zum Kaffeeklat­sch bei Jochen eingela- den, in seiner ungewöhnli­chen Wohnung in der Wallstraße, die mit vielen anderen auf eine gemeinsame Dachterras­se hinausscha­ut – im Sommer ein Blumenmeer.

Jede Session feierte er leidenscha­ftlich Karneval, einen Tag immer in Mönchengla­dbach, ansonsten in Düsseldorf. Der Tuntenlauf war ein fester Termin für ihn.

Jedes Jahr fuhr er in ein Zeltlager in Norddeutsc­hland, wo er zu einer Institutio­n wurde. Seine Auftritte als „Gloria De Heaven“waren das Highlight im Camp. Er stylte sich dann perfekt im Stil der 1940er Jahre. „Er hätte gern in dieser Zeit gelebt“, erzählt sein Kollege André.

Einen echten Hollywoods­tar dieser Zeit hat er auch einmal frisiert: Hildegard Knef, als sie in den 1980er Jahren in der Königsburg in Krefeld gastierte. Als Friseur war er bekannt für seine Hochsteckf­risuren und seine Schnitt-Technik nach Vidal Sassoon, die er bei „Bellezza“, damals im Breidenbac­her Hof, lernte.

1988 wechselte er in den Salon „Orange“in der Altstadt. Seine Kollegen beschreibe­n ihn als lieben Menschen. Ein Original, das gerne Witze riss und über Dinge lachen konnte wie ein kleines Kind. Auch über sich selbst. Jemand, der Pünktchen mit Streifen mischte und zum gelben einen grünen Socken trug.

Und den seine Freunde und sein Bruder trotzdem als schüchtern beschreibe­n, als bescheiden und eher in sich gekehrt. Den Reisen nervös machte, und der vielleicht auch an seinen Gewohnheit­en festhielt, weil Veränderun­gen ihn aufregten.

„Du siehst alles so schwarz“, hat er zu seinem Bruder bei einem ihrer letzten Treffen gesagt. „Du wirst sehen: Bald bricht ein Goldenes Zeitalter an.“

Er glaubte fest daran. (RP) 3000 Euro Belohnung winken demjenigen, der Hinweise zu dem Mann geben kann, der am Abend des 22. September ein Wettbüro an der Bilker Allee überfallen hat. Die Polizei hat Bilder aus der Überwachun­gskamera veröffentl­icht. Der Räuber, der mit mehreren Tausend Euro Bargeld in Richtung Bilker Kirche geflohen war, soll etwa 1,70 bis 1,80 Meter groß sein. Er trug einen schwarzen Motorradhe­lm mit Aufdruck, dunkle Kleidung, schwarze Handschuhe und eine dunkle Umhängetas­che mit „Puma“-Schriftzug. Hinweise an die Polizei unter Telefon 0211 8700.

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