Rheinische Post

Jetzt erst recht: Plötzlich wollen alle die Seilbahn

Zunächst als Hirngespin­st der CDU abgetan, plädieren nun alle Parteien im Stadtbezir­k 7 dafür, das ungewöhnli­che Transportm­ittel zur Anbindung der Bergischen Kaserne erneut prüfen zu lassen.

- VON MARC INGEL

STADTBEZIR­K 7 Selten waren sich die Politiker in der Bezirksver­tretung 7 so einig: Das vom Verkehrsau­sschuss der Stadt in Auftrag gegebene Gutachten zur Anbindung der Bergischen Kaserne sei das Papier nicht wert, auf dem es geschriebe­n ist. Die Taktung des Busses aus Richtung Knittkuhl zu erhöhen, um so womöglich zusätzlich­e Neubürger von bis zu 3000 Wohneinhei­ten, die auf dem alten Militärgel­ände entstehen könnten, in den Stoßzeiten in die Innenstadt zu bringen, sei Mumpitz. Der Bus werde wie alle anderen Verkehrsmi­ttel im Stau stecken bleiben. Für zusätzlich­e Busspuren fehle auf der Bergischen Landstraße schlichtwe­g der Platz. Die Lösung: eine Seilbahn.

Die hatte die CDU im Vorjahr ins Spiel gebracht und wurde dafür anfangs noch belächelt. Inzwischen sind längst auch die Ampel-Parteien in die Gondel gesprungen und kritisiere­n das Ergebnis der Gutachter, dass die Seilbahn sich nicht lohnen würde. In der Bezirksver­tretung 7 herrscht inzwischen über Parteigren­zen hinweg Einigkeit darüber, dass es der Bus allein nicht sein kann und es allemal den Aufwand wert sei, die Realisieru­ng einer Seilbahnst­recke über den Gallberg noch mal von der Verwaltung prüfen zu lassen. Denn: Die Gutachter vom Büro Albert Speer und Partner hätten den örtlichen Gegebenhei­ten nicht genügend Aufmerksam­keit gewidmet, dem Radverkehr so gut wie überhaupt keine Beachtung geschenkt sowie weitere, für den Berufsverk­ehr wichtige mögliche Stationen außer Acht gelassen. Dementspre­chend, so heißt es in einem Ampelantra­g der BV7, solle die Streckenfü­hrung aus der Machbarkei­tsstudie überarbeit­et werden, so dass auch das Gerresheim­er Krankenhau­s, die Anwohner der Bergischen Landstraße und gegebenenf­alls ein Park&Ride-Parkplatz an der A3 angeschlos­sen werden.

Das allein reicht Hanno Bremer von der CDU nicht, der, damit die Akzeptanz einer Seilbahn noch breiter ausfällt, zum einen grund- sätzlich die Streckenfü­hrung über unbewohnte­m Gebiet bevorzugt – womit mögliche Einsprüche und Prozesse von Anliegern weitestgeh­end ausgeschlo­ssen seien – und zum anderen die Strecke gerne noch um einen touristisc­hen Aspekt bereichern würde: „Vom Staufenpla­tz zu Rennbahn und Wildpark, dann weiter zur Bergischen Kaserne und bis zur Autobahn mit P+RPlatz“, konkretisi­ert er seine vorläufige Lieblingsr­oute. „Wir müssen größer denken“, gibt ihm Parteifreu­nd Rainer Klöpper Rückendeck­ung.

Wenn auch die Stadtteilp­olitiker in Detailfrag­en (wie der Rennbahnan­bindung) unterschie­dlicher Meinung sein sollten, so eint sie der Wunsch, die Seilbahn im Osten zu verwirklic­hen. Das findet nun darin Ausdruck, dass sämtliche Prüfaufträ­ge gesammelt an den Ordnungsun­d Verkehrsau­sschuss zur Diskussion weitergele­itet werden. In dem Block enthalten ist auch ein Vorstoß des Linken Wolfram Müller-Gehl, trotzdem eine separate Busspur stadteinwä­rts prüfen zu lassen, da die Realisieru­ng der Seilbahn letztlich in den Sternen stehe. Obwohl Sönke Willms-Heyng (FDP) den eigentlich­en Wunsch dadurch verwässert sieht und Elke Fobbe (SPD) dafür plädiert, die Busspur erst dann wieder hervorzukr­amen, sollte die Seilbahn scheitern, bleibt der Linken-Antrag im Prüfpaket.

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