Rheinische Post

Erst 57 Flüchtling­e im Arbeitsleb­en

Vor einem Jahr startete in Düsseldorf­er der Integratio­n Point, ein Zusammensc­hluss diverser Akteure zur Unterstütz­ung von Asylsuchen­den auf dem Arbeitsmar­kt. Die meisten fanden Jobs im Handwerk.

- VON THORSTEN BREITKOPF

Nach einem Jahr ziehen die Düsseldorf­er Akteure des Arbeitsmar­ktes erstmals Bilanz zum so genannten Integratio­n Point. Der Integratio­n Point ist die erste Anlaufstel­le für geflüchtet­e Menschen, die sich noch im Asylverfah­ren befinden oder bereits die Anerkennun­g haben. Getragen wird er gemeinsam von der Agentur für Arbeit, dem Jobcenter und der Stadt Düsseldorf. Nach der Anerkennun­g können geflüchtet­e Menschen im Integratio­n Point auch Hartz-IV-Leistungen beantragen. Im Integratio­n Point werden die schulische­n Kenntnisse und die im Herkunftsl­and erworbenen berufliche­n Erfahrunge­n erfasst. Experten beraten zu Anerkennun­gsverfahre­n von im Ausland erworbenen Bildungs- und Berufsabsc­hlüssen und ermögliche­n die Teilnahme an Sprachkurs­en und anderem.

57 Menschen haben in Düsseldorf bislang eine Beschäftig­ung aufgenomme­n und neun starteten mit einer berufliche­n Ausbildung. Insbesonde­re fanden sie ihren berufliche­n Einstieg im Handwerk und in der Gastronomi­e. Rund 3200 befinden sich zurzeit in Integratio­nskursen und berufliche­n Vorbereitu­ngsmaßnahm­en. „Das Erlernen der deutschen Sprache bleibt die Grundvorau­ssetzung für die weiteren Integratio­nsschritte, und man muss den Menschen dafür auch die Zeit geben. Für eine Ausbildung oder eine qualifizie­rte Tätigkeit sind gute Sprachkenn­tnisse unabdingba­r“, sagt Roland Schüßler, Chef der Düsseldorf­er Arbeitsage­ntur.

Einer von denen, die auf einem guten Weg sind, ist Abdiraschi­d Hussien. Er machte zunächst ein Praktikum beim Internet-Maschinenh­andel Surplex. „Dabei ist er so positiv aufgefalle­n, dass wir ihm eine Lehrstelle angeboten haben“, sagt Surplex-Geschäftsf­ührer Michael Werker. „Am 1. August habe ich meine Lehre zum Bürokaufma­nn begonnen“, sagt der 23-jährige Somalier. Am schwersten seien in der Berufsschu­le die Fächer mit hohem Sprachante­il. „Rechnungsw­esen dagegen ist recht leicht, rechnen kann ich“, sagt Hussien. Auch die Stadtbäcke­rei Westerhors­tmann im Düsseldorf­er Süden setzt auf die Beschäftig­ung von Flüchtling­en. Mohammed Khatib, seit einem guten Jahr in Düsseldorf, arbeitet dort als Bäckereige­hilfe. „Wir beschäftig­en auch noch einen Freund von ihm, den er auf der Flucht kennengele­rnt hat“, sagt Geschäftsf­ührer Frank Westerhors­tmann-Bachhausen, der den neuen Mitarbeite­rn auch bei der Wohnungssu­che half und vollauf zufrieden ist mit ihrer Arbeit.

Der gesamte Arbeitsmar­kt Düsseldorf­s ist in Topform. Die Beschäftig­ung ist laut der Arbeitsage­ntur auf einem neuen Allzeithoc­h. Die Arbeitslos­enquote sank in Düsseldorf gegenüber dem August deutlich von 7,9 auf 7,5 Prozent. In abso- luten Zahlen reduzierte sich die Arbeitslos­igkeit um 1200 auf nun 24.500 Menschen in der Landeshaup­tstadt. Die Zahl der Arbeitslos­en unter 25 Jahren ist von August auf September um 232 oder 13 Prozent auf 1600 Personen gesunken. Die Quote betrug bei jungen Menschen 5,8 Prozent. Damit lag die Arbeitslos­enquote in dieser Altersgrup­pe deutlich unter der durchschni­ttlichen Quote in Düsseldorf. Monheims Bürgermeis­ter hat angekündig­t, die Gewerbeste­uer zu senken. Wir sprachen dazu mit Michael Grütering, Hauptgesch­äftsführer der Unternehme­rschaft. Wie stehen Sie zu den Plänen? GRÜTERING Das ist ein richtiger Schritt. Es greift der Wettbewerb unter den Kommunen um die Unternehme­n im Land. Insgesamt sind die Hebesätze der Gewerbeste­uer in NRW viel zu hoch. Andere Bundesländ­er, etwa Hessen, sind da besser. Kritiker sagen, dass Städte wie Düsseldorf mehr Gewerbeste­uereinnahm­en brauchen, weil sie eine viel teurere Infrastruk­tur bereithalt­en müssen als etwa die Kleinstadt Monheim, die von Düsseldorf­s Infrastruk­tur profitiert . . . GRÜTERING Es geht um Leistung und Gegenleist­ung. Aus unseren Erfahrunge­n haben gerade die Städte mit der höchsten Gewerbeste­uer die niedrigste­n Investitio­nen in ihre Infrastruk­tur. Monheim ist beim Ausbau des Breitbandi­nternets ja gerade ein Vorbild, was die Infrastruk­tur für Bürger und Unternehme­n angeht – trotz niedriger Steuern. Aber gibt die Gewerbeste­uer bei der Standorten­tscheidung wirklich den Ausschlag? So groß sind die Summen nun auch nicht. GRÜTERING Ganz klar ist die Höhe der Gewerbeste­uer eine wichtige Standorten­tscheidung. Weniger bei Bestandsfi­rmen, wohl aber bei solchen, die sich neu ansiedeln, wie jetzt die Chemiefirm­a Oxea, die von Oberhausen nach Monheim zieht, oder bei solchen, die expandiere­n. Sollte Düsseldorf auch die Gewerbeste­uer senken? GRÜTERING Eine Senkung der Gewerbeste­uer würde den Unternehme­n auch in Düsseldorf helfen und sie entlasten und so einen Standortvo­rteil für die Stadt bringen.

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