Rheinische Post

Auch CDU will Wahlfreihe­it bei G 8

Die Gymnasien in NRW sollen die Möglichkei­t haben, ein „echtes G 9“anzubieten.

- VON FRANK VOLLMER

DÜSSELDORF Als letzte der im Landtag vertretene­n Parteien positionie­rt sich die CDU im Streit um das achtjährig­e Gymnasium (G8). Sie will kommende Woche ihr Konzept vorlegen; Teile eines Entwurfs liegen unserer Zeitung vor. Der Landesvors­tand will ihn am Montag beraten. Aus dem Entwurf geht hervor, dass die CDU – wie die FDP – den Schulen die Wahl zwischen acht- und neunjährig­em Bildungsga­ng (G 9) lassen will. „Für die CDU ist die Wahl zwischen einem verbessert­en G8 und einem echten G 9 die einzig mögliche Lösung“, heißt es. Nur so könne man Akzeptanz erreichen. Die Entscheidu­ng über eine Rückkehr sollen die Schulkonfe­renz mit Zweidritte­lmehrheit und der Schulträge­r (also meist die Kommune) treffen.

Eine komplette Rolle rückwärts, wie sie etwa die Piraten und die Linke fordern, wird aber abgelehnt: „Keine Schule darf gezwungen werden, zu G9 zurückzuke­hren.“Beide Möglichkei­ten müssten daher „gleichbere­chtigt im Schulgeset­z verankert werden“; der neue G9-Bildungsga­ng dürfe sich nicht am derzeitige­n acht- jährigen orientiere­n. Schulen sollen „individuel­l entspreche­nd ihrer Schülersch­aft und auch mit Blick auf die örtlichen Bedingunge­n ihren Bildungsga­ng gestalten“. Als frühesten Zeitpunkt der Rückkehr zu G 9 sieht das Papier das Schuljahr 2018/19.

Diese Rückkehr soll so gestaltet werden, „dass sich die Qualität der Gymnasien verbessert“. Konkret soll dazu die Stoffmenge in der Mittelstuf­e gesenkt werden; die zweite Fremdsprac­he soll wieder in Klasse 7 statt wie bisher in Klasse 6 beginnen.

Die Gymnasien, die bei G8 bleiben, sollen die Sekundarst­ufe I auf sechs Jahre bis zur zehnten Klasse verlängern können. Das sieht auch das Konzept der SPD vor, die allerdings danach ein „Orientieru­ngsjahr“einbauen und so den Schülern die Wahl zwischen G8 und G9 an derselben Schule ermögliche­n will. Auch die Grünen wollen an den einzelnen Schulen beide Bildungsgä­nge parallel anbieten lassen.

Am Dienstag beschäftig­t sich der runde Tisch mit Parteien, Eltern, Lehrern und Experten unter Vorsitz von Schulminis­terin Sylvia Löhrmann (Grüne) noch einmal mit dem Streit um das „Turbo-Abitur“. Eine Einigung auf ein gemeinsame­s Konzept gilt als ausgeschlo­ssen.

„Keine Schule darf gezwungen werden, zu G 9 zurückzuke­hren“ Aus dem Entwurf der CDU zur Neugestalt­ung des Gymnasiums

Zwar hat sich die CDU noch nicht ganz festgelegt im Streit ums „Turbo-Abitur“in NRW, aber ihr Entwurf lässt ahnen: In Sachen „G 8 oder G 9?“steuern wir auf einen Lagerwahlk­ampf zu – CDU und FDP wollen Schulen die Wahl lassen, SPD und Grüne den Schülern. Das sind die ernst zu nehmenden Vorschläge. Eine landesweit­e Rückkehr zu G 9 dagegen wäre durch nichts zu begründen. Ohne Wahlfreihe­it geht es nicht, denn das jetzige G 8-Monopol wird nicht akzeptiert, aber G 8 funktionie­rt auch vielerorts.

Das Konzept der CDU scheint mit seinen detaillier­ten Vorgaben besser durchdacht als das der FDP. Lobenswert ist vor allem, dass die G 8-Frage endlich mit einer Diskussion über die Qualität gymnasiale­r Bildung verbunden wird. Aber auch die Christdemo­kraten bürden die Entscheidu­ng den Gymnasien auf. Diese Grundsatzd­ebatte würde viele Schulen überforder­n. In höheren Jahrgängen zweigleisi­g zu fahren, scheint daher sinnvoller. Die Unwägbarke­iten freilich – Stundenbel­astung, Machbarkei­t an kleinen Schulen – sind auch dann groß. So oder so: Unseren Gymnasien steht ein Sprung ins Ungewisse bevor.

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