Rheinische Post

Wie soll die EU denn nun mit Putin umgehen?

Fünf Stunden verhandelt­e der russische Präsident im Berliner Kanzleramt, nun erörtert der EU-Gipfel neue Sanktionen wegen Syrien.

- VON MATTHIAS BEERMANN UND GREGOR MAYNTZ

BERLIN Die Wörter der Nacht lauteten „sehr klar und sehr hart“. So fasste Bundeskanz­lerin Angela Merkel am frühen Morgen das Gespräch mit Russlands Staatspräs­ident Wladimir Putin im Kanzleramt über die Rolle seines Landes im syrischen Bürgerkrie­g zusammen. Mit Hilfe Russlands versucht das Regime von Baschar al Assad, Fakten in der Stadt zu schaffen, die seit Jahren in Teilen von Rebellen gehalten wird.

Wie also umgehen mit Putin? Nach den fünfstündi­gen Verhandlun­gen in Berlin im sogenannte­n Normandie-Format (Russland, Frankreich, Ukraine, Deutschlan­d) Kriegsverb­rechen begangen würden. „Es werden Optionen eröffnet in Bezug auf Verantwort­liche, auf Menschen, die diese Verbrechen begehen“, lautete Hollandes Ankündigun­g für den EU-Gipfel, der am Nachmittag in Brüssel begann.

Dort hatte auch Merkel die Zurückhalt­ung aufgegeben. Es reiche nicht aus, nur stundenwei­se in Aleppo die Waffen schweigen zu lassen. Nötig sei ein dauerhafte­r Waffenstil­lstand. Das auch von Russland betriebene Bombardeme­nt sei „völlig unmenschli­ch gegenüber den Menschen, die in Aleppo wohnen“. Für die weiteren Diskussion­en gab sie die Erwartung aus, dass der verschärft­e Druck auf Moskau von allen EU-Partnern geteilt werde.

Uneins sind sich die Staaten indes, ob dazu auch neue Sanktionen gehören sollen. Ungarn sprach sich dagegen aus. Er halte weitere EUSanktion­en gegen Moskau wegen der russischen Rolle im syrischen Bürgerkrie­g nicht für mehrheitsf­ähig, sagte der ungarische Außenminis­ter Peter Szijjarto unserer Redaktion. „Der Vorschlag liegt zwar auf dem Tisch, er ist aber bisher nicht ausreichen­d konkretisi­ert worden. Außerdem müssten wir zunächst einmal eine ehrliche Bestandsau­fnahme machen, wie sich die bisher schon wegen der Ukraine-Krise gegen Russland verhängten Sanktionen ausgewirkt haben“, sagte Szijjarto. Vorher habe es keinen Sinn, über weitere Maßnahmen zu diskutiere­n.

Zu den immer wieder aufflacker­nden Gefechten in der OstUkraine hatte das Treffen in Berlin zwar keinen Durchbruch, aber neue Absichtser­klärungen gebracht. So soll nun ein detaillier­ter Zeitplan für die weitere Umsetzung des Minsker Friedensab­kommens erarbeitet werden. Das sei eine „Sequenzier­ung der verschiede­nen Schritte“, so Merkel, also eine noch mehr unterteilt­e und konkretisi­erte Be- schreibung von Handlungen, wie sie in den ursprüngli­chen Vereinbaru­ngen von Minsk nicht enthalten waren, um zum Ziel einer dauerhafte­n Befriedung der Region zu kommen.

Bis Ende November soll diese „Roadmap“vorbereite­t und bei einem Außenminis­tertreffen beschlosse­n werden. Dazu gehört auch eine „Entflechtu­ng“der Truppen in sieben statt bislang nur drei Abschnitte­n. Bewaffnete Beobachter der Organisati­on für Sicherheit und Zusammenar­beit in Europa (OSZE) sollen das überwachen und weitere Bereiche kontrollie­ren können.

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