Rheinische Post

Lufthansa-Töchtern droht wochenlang­er Arbeitskam­pf

Der Ufo-Tarifvorst­and erklärt die Gespräche mit Eurowings endgültig für gescheiter­t. Der Streit droht zum Flächenbra­nd zu werden.

- VON MAXIMILIAN PLÜCK

DÜSSELDORF Der Anruf mit der schlechten Nachricht erreichte Nicoley Baublies vorgestern Abend. Am anderen Ende der Leitung sei ein Vertreter der Geschäftsf­ührung der Lufthansa-Tochter Eurowings gewesen, sagte der frühere Chef der Unabhängig­en Flugbeglei­ter-Organisati­on (Ufo) und heutige Tarif-Vorstand unserer Redaktion. Man sehe „aufgrund der Blockadeha­ltung“der Ufo keine Möglichkei­t mehr für eine Schlichtun­g, soll der Manager gesagt haben. Für Baublies markierte das Telefonat das Ende einer dreijährig­en Hängeparti­e. So lange hat die Ufo versucht, den aggressive­n BilligKurs der Lufthansa „aktiv und positiv“zu begleiten. Dafür gab es auch Ufo-intern heftige Kritik. Doch der Realist Baublies hielt bis gestern an seinem Kurs fest. Dass sich bei der Lufthansa etwas ändern muss, ist auch ihm klar. Zu groß ist inzwischen die Konkurrenz durch aggressive Billig-Anbieter wie Easyjet und Ryanair. Eurowings soll aus Lufthansas­icht die Antwort sein – mit günstigere­n Tarifbedin­gungen als im teuren Konzern-Tarifvertr­ag.

Baublies Reaktion auf die nun abgesagte Schlichtun­g stellte er als Videobotsc­haft ins Netz. In dem 15minütige­n Film erklärte er die Gespräche mit Eurowings unwiderruf­lich für gescheiter­t und warf dem Management vor, sich bei einem kürzlich erfolgten Treffen beider Seiten von gemachten Zusagen verabschie­det zu haben und auch die Zukunftsfä­higkeit der deutschen Gesellscha­ft mit ihren gut 400 Flugbeglei­tern infrage gestellt zu haben.

Baublies kündigte an, dass es ab Montag zwei Wochen lang immer wieder zu Arbeitskäm­pfen kommen könne. Die Fluggäste würden rechtzeiti­g informiert. Über unbefriste­te Streiks will er zudem die Mitglieder befragen. Der Konflikt könnte auf andere Lufthansa-Töchter überspring­en. Denn auch in anderen Eurowings-Betrieben zeige sich ein „Geist der Nichtlösun­gsbereitsc­haft“, so Baublies. Gemeint ist damit Germanwing­s. „Wir müssen davon ausgehen, dass auch in diesen Betrieben Verhandlun­gen gegebenenf­alls scheitern können und wir dann auch dort zu Arbeitskäm­pfen aufrufen müssen.“

Die Enttäuschu­ng war dem UfoFunktio­när anzumerken. „Man hätte meinen können, dass die Turbulenze­n bei Tuifly und Airberlin dem Management gezeigt haben, was passiert, wenn man Umstruktur­ierungen ganz massiv gegen die Mitarbeite­rinteresse­n durchsetzt“, sagte er. Bei der Eurowings dürfte man das als verklausul­ierte Drohung verstehen: Bei Tuifly hatten sich wegen des geplanten Konzernumb­aus Mitarbeite­r reihenweis­e krank gemeldet und damit auch den Flugbetrie­b bei Airberlin beeinträch­tigt.

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