Rheinische Post

Mr. Bayer wird 70 Jahre

Wenning stieg vom Lehrling zum Konzernche­f auf und prägt Bayer bis heute.

- VON ANTJE HÖNING

LEVERKUSEN Eigentlich ist Werner Wenning seit sechs Jahren im Ruhestand. 2010 hatte er sich als BayerChef verabschie­det. Doch die Strippen in Leverkusen zieht er noch immer: Als Aufsichtsr­ats-Vorsitzend­er machte er gerade den größten Deal der deutschen Wirtschaft­sgeschicht­e perfekt: Bayer übernimmt den US-Konzern Monsanto für 59 Milliarden Euro. Heute feiert der Manager, der Bayer seit Jahrzehnte­n prägt, seinen 70. Geburtstag.

Wenning blickt auf eine Karriere zurück, wie sie heute kaum möglich ist: 1966 fing der Opladener Jung bei Bayer als Lehrling an und stieg ohne Studium bis zum Konzernche­f auf. Er habe stets gerne Verantwort­ung übernommen, so Wenning. Vielleicht, weil er es daheim musste: Sein Vater starb früh, Wenning arbeitete mit 14 Jahren als Kartoffelp­acker, damit die Familie über die Runden kam. Seiner Frau, die er seit Handelssch­ultagen kennt, versprach er, die Welt zu zeigen. Als 24Jähriger ging er für Bayer nach Peru. „Der Konzern traute mir, dem jungen Industriek­aufmann, etwas zu. Das hat mich geprägt. Auch deshalb wird Bayer immer mein Unternehme­n bleiben“, hatte Wenning unserer Redaktion mal gesagt. Als Wenning 2002 das Bayer-Steuer über- nahm, steckte der Konzern in einer tiefen Krise: Nach Todesfälle­n musste er den Cholesteri­nsenker Lipobay vom Markt nehmen, die Aktie stürzte unter zehn Euro. Wenning baute um: Er gliederte die Chemie unter dem Namen Lanxess aus und übernahm den Pharma-Riesen Schering. Später als Aufsichtsr­atsChef holte er mit Marijn Dekkers einen Manager, der Bayer zum wertvollst­en deutschen Konzern machte. Nun soll sein Ziehsohn Werner Baumann Bayer zum größten Agrarchemi­e-Konzern der Welt formen.

Wenning blieb bodenständ­ig. Mitbestimm­ung und soziales Engagement sind ihm wichtig. Bis heute wohnt der Familienme­nsch (zwei Töchter, vier Enkel) in Opladen und begleitet mit Leidenscha­ft die Werkself. Auf die Frage, was eher geschehen werde – dass Bayer Fußballmei­ster wird oder eine Frau Bayer-Chefin, sagte Wenning: „Alles wird kommen, alles zu seiner Zeit.“

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FOTO: END Werner Wenning.

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