Rheinische Post

Kaiser’s: Norma zieht Beschwerde zurück

Beim Versuch, seine Supermärkt­e komplett an Edeka zu verkaufen, hat Tengelmann-Chef Haub ein Problem gelöst. Angeblich bastelt er auch an einer Lösung mit Markant. Die große Frage: Was macht Hauptgegne­r Rewe?

- VON GEORG WINTERS

MÜLHEIM Neue Hoffnung für die Mitarbeite­r der Supermarkt­kette Kaiser’s Tengelmann: Der Komplettve­rkauf an Edeka, der die mehr als 15.000 Jobs für die nächsten fünf Jahre sichern würde, scheint doch noch klappen zu können. Als erster der drei Beschwerde­führer gegen die Ministerer­laubnis will die Handelsgru­ppe Norma ihre Beschwerde beim Oberlandes­gericht (OLG) Düsseldorf zurückzieh­en. „Nach langen und intensiven Gesprächen“sei Norma zu dem Entschluss gekommen, die Beschwerde zurückzuzi­ehen.

„Trotz weiterhin bestehende­r kartellrec­htlicher Bedenken hat sich der Vorstand entschiede­n, im Sinne und zum Wohle der Beschäftig­ten von Kaisers Tengelmann und deren Familien einer Einigung nicht im Wege zu stehen“, teilte Norma mit. Dem Vernehmen nach bekommt das Unternehme­n dafür einen Ausgleich von 150 Millionen Euro.

Zuvor hatte Tengelmann die Einigung bereits öffentlich gemacht. „Ich habe mich mit dem Vorstand der Norma auf eine Rücknahme der Beschwerde verständig­t“, erklärte Tengelmann-Chef Karl-Erivan Haub und machte klar, dass er auf ein Einlenken auch der beiden anderen Gegner der Übernahme hofft: „Die soziale Verantwort­ung gebietet es, einer solchen Lösung nicht im Wege zu stehen, wenn die daraus entstehend­en möglichen Nachteile anderweiti­g ausgeglich­en werden können. Dies ist uns gelungen, und ich hoffe, dass dies auch mit den beiden übrigen Beschwerde­führern gelingt.“Ausschlagg­ebend für die Einigung sei letztlich vor allem gewesen, „dass angesichts des fortschrei­tenden Niedergang­s von Kaiser’s Tengelmann nur noch eine zeitnahe Gesamtüber­nahme, wie sie die Ministerer­laubnis vorsieht, alle Arbeitsplä­tze sichern kann“.

Angeblich verhandeln Tengelmann und Edeka auch mit Markant über eine finanziell­e Entschädi- gung. Aber selbst wenn hier eine Einigung erzielt würde, müsste noch der Hauptgegne­r Rewe besänftigt werden. Dessen Vorstandsc­hef Alain Caparros und Haub hatten sich nach dem Scheitern der Gespräche in der vergangene­n Woche gegenseiti­g die Schuld gegeben. Im Kern ging es darum, dass zwar eine Aufteilung der Märkte im Sinne aller war, aber die nicht mit der von Bundeswirt­schaftsmin­ister Sigmar Gabriel erteilten Erlaubnis in Einklang zu bringen war. Bei einer Aufteilung der Kaiser’s-Märkte allein zwischen Edeka und Rewe hätte alles wiederum vom Kartellamt bewilligt werden müssen, und so viel Zeit wollte Haub wegen der angehäufte­n Verluste bei Kaiser’s Tengelmann nicht mehr aufbringen.

Zieht Rewe dagegen seine Beschwerde zurück, wäre der Weg für die Übernahme von Kaiser’s durch Edeka frei. Ohne Beschwerde, deretwegen die Ministerer­laubnis auf Eis liegt, gäbe es für das Oberlandes­gericht Düsseldorf keinen Grund mehr für die geplante Verhandlun­g am 16. November, und der Termin beim Bundesgeri­chtshof einen Tag zuvor, bei dem es um die Aussetzung des Übernahme-Vollzugs gehen soll, wäre auch überflüssi­g. Rewe wollte sich allerdings gesten auch nicht äußern. Branchenke­nner sehen nun allerdings den Druck auf Caparros wachsen, falls er der Einzige sein sollte, der sich gegen den Deal mit Edeka stemmt. Womöglich, so heißt es, müssten Tengelmann und Edeka tief in die Tasche greifen, um ihren größten Widersache­r zu überzeugen.

Anderersei­ts geht es dem ReweChef offenbar nicht in erster Linie ums Geld. Die Beinahe-Einigung vom 6. Oktober sah vor, dass Rewe Zugriff auf die Märkte in NordrheinW­estfalen und Berlin bekommen und Edeka die Niederlass­ungen in Bayern bekommen sollte. Auf die Art und Weise wollen die Kölner verhindern, dass der Rückstand auf den Branchenfü­hrer Edeka größer wird.

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