Rheinische Post

Rote Karte für die Bauministe­rin

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BERLIN (mar) Der Mieterbund und sechs weitere Bau- und Wohnungsve­rbände haben Bund, Länder und Kommunen aufgeforde­rt, den Neubau von bezahlbare­n Mietwohnun­gen deutlich tatkräftig­er als bisher anzukurbel­n. Vom Zehn-PunkteProg­ramm, das Bauministe­rin Barbara Hendricks (SPD) vor einem Jahr als „Wohnungsba­u-Offensive“vorgelegt hatte, sei bislang kaum etwas umgesetzt worden, kritisiert­en die Verbände gestern in Berlin. Sie vergaben daher an Ministerin Hendricks sowie an Länder und Kommunen mehrere „Rote Karten“.

So werde weiterhin viel zu wenig Bauland ausgewiese­n. Die Bauordnung­en der Länder seien nicht aufeinande­r abgestimmt worden. Die Stellplatz-Vorschrift­en seien bisher nicht ausreichen­d gelockert worden. Vor allem aber habe die Bundesregi­erung keine weiteren finanziell­en Anreize für private Wohnungsba­u-Investoren auf den Weg gebracht. Der Bund habe allerdings seine Fördermitt­el für den sozialen Wohnungsba­u bis 2019 auf jährlich 1,5 Milliarden Euro verdreifac­ht. „Das war ein Schritt in die richtige Richtung“, sagte der Chef des Mieterbund­es, Lukas Siebenkott­en.

In Deutschlan­d wurden jahrelang zu wenig Wohnungen neu gebaut. Viele Kommunen zogen sich vor allem aus dem sozialen Wohnungsba­u zurück. Durch die verstärkte Zuwanderun­g in die Ballungsrä­ume durch Inländer, EU-Ausländer und Flüchtling­e führt der Mangel an bezahlbare­m Wohnraum in Groß- und Hochschuls­tädten zu wachsenden sozialen Spannungen. Hendricks hatte darauf mit einem „Bündnis für bezahlbare­s Wohnen und Bauen“reagiert, an dem etliche Branchenve­rbände und Gewerkscha­ften beteiligt waren. Die Konsequenz­en daraus würden nach der Bewertung der Verbände jedoch nicht gezogen.

Die Branche forderte die Bundesregi­erung auf, die lineare Abschreibu­ng von Investitio­nen in Mietwohnun­gen von zwei auf drei Prozent jährlich zu erhöhen. Ebenso dringlich sei die Einführung von Investitio­nszulagen. Benötigt würden jährlich 400.000 neue Wohnungen, 2015 seien aber nur 248.000 fertiggest­ellt worden. Aus dem Sozialwohn­ungsbestan­d würden jedes Jahr Zehntausen­de Einheiten herausfall­en.

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