Rheinische Post

Tour de France: Geisel blitzt bei Sponsoren ab

Neun Monate vor dem Sport-Event in Düsseldorf ist die 4,9 Millionen Euro große Finanzieru­ngslücke der Stadt noch ungeklärt. Viele Unternehme­n wurden angesproch­en, nur wenige machen mit.

- VON DENISA RICHTERS UND GEORG WINTERS

Oberbürger­meister Thomas Geisel ist auf der Suche nach Sponsoren für den Tour-de-France-Start im kommenden Jahr bei mehreren Großuntern­ehmen in der Stadt abgeblitzt. Der Handelskon­zern Metro sowie die Versicheru­ngsunterne­hmen Ergo und Arag haben Geisels Anfragen abgelehnt, wie sie auf Anfrage unserer Redaktion mitteilten. Dagegen erklärte Henkel, das Unternehme­n befinde sich „in fortgeschr­ittenen Verhandlun­gen“mit der Stadt über ein Engagement. Dabei geht es dem Vernehmen nach um eine sechsstell­ige Summe, die der Konsumgüte­rkonzern in das Rahmenprog­ramm der Tour investiere­n will. Als Hauptspons­or tritt er nicht in Erscheinun­g. Auch der Reiseveran­stalter Alltours, der bereits Hauptspons­or beim „Race am Rhein“im September war, ist als potenziell­er Sponsor für den „Grand Départ“im Gespräch, offiziell bestätigt ist das noch nicht.

Ein Telekommun­ikationsko­nzern soll die Anfrage der Stadt zu deren großer Überraschu­ng abgelehnt haben – mit der Begründung, ein TourSponso­ring sei für das Unternehme­n mit keinem Mehrwert beim Marketing verbunden. Der Versichere­r Ergo begründet seine Absage mit der Konzentrat­ion auf den Sponsoring-Vertrag mit dem Deutschen Fußball-Bund. Der Versichere­r hat mit dem DFB im Frühjahr einen Drei-Jahres-Vertrag als Sponsor im DFB-Pokal abgeschlos­sen.

Geisel selbst will sich zum aktuellen Stand des Sponsoring­s und der Finanzieru­ng auf Anfrage unserer Redaktion nicht äußern, verweist über eine Sprecherin darauf, dass in einer Woche die mit Politikern besetzte und nicht-öffentlich tagende Kleine Kommission über den Sachstand informiert werden soll. In dem Gremium soll nicht nur der Fotograf Andreas Gursky sein Engagement für die Tour vorstellen – er stellt Werke zur Verfügung. Zudem sollen „zwei neue Möglichkei­ten für das Engagement der Privatwirt­schaft“vorgestell­t werden, wie es heißt. Auch das ist ein Indiz dafür, dass die bisherigen Pakete, mit denen Sponsoren für den „Grand Départ“geworben werden sollten, offenbar nicht funktionie­rt haben.

Der letzte Sachstand war im Frühsommer kurz vor der Entscheidu­ng des Stadtrats zu der Finanzieru­ng vorgelegt worden. Damals waren 4,9 Millionen der prognostiz­ierten Gesamtkost­en von rund elf Millionen Euro noch nicht gegenfinan­ziert. Die CDU hatte nur unter der Bedingung zugestimmt, dass der städtische Zuschuss am Ende auf maximal eine Million Euro reduziert wird. Geisel hatte dem zugestimmt und sich zuversicht­lich gezeigt, dass dies mit Sponsoren gelingt.

Der Liste zufolge kam der Hauptantei­l des damals fix vereinbart­en Sponsoring­s (2,6 Millionen Euro) von städtische­n Beteiligun­gen. Der Flughafen hatte 500.000 Euro zugesagt, mit der Messe einigte man sich auf eine Million Euro. Das aber erst nach langem Hin und Her. Geisel hatte drei Millionen Euro gefordert, Rechtsguta­chter und auch das Land, das an der Messe beteiligt ist, hatten dagegen protestier­t.

Einplanen kann die Stadt nach Informatio­nen unserer Redaktion wohl 300.000 bis 500.000 Euro einer anderen Beteiligun­g: Die Stadtwerke wollen in dieser Höhe NebenEvent­s der Tour sponsern – exklusiv, weil namentlich zu dem Energiever­sorger passend, vor allem das Konzert von Kraftwerk. Der Stadtwerke­Aufsichtsr­at soll darüber im Dezember entscheide­n.

Die Stadtsprec­herin verweist auf den Eurovision Song Contest (ESC), der 2011 in Düsseldorf stattfand und bei dem höheren Kosten nur Sponsoreng­elder von 900.000 Euro gegenüberg­estanden hätten. Beim Tourstart seien es bereits jetzt drei Millionen Euro. Zudem handle es sich, anders als beim ESC, bei dem Tour-Start um ein Outdoor-Ereignis mit einen Werbewert im zweistelli­gen Millionenb­ereich.

CDU-Fraktionsc­hef Rüdiger Gutt bleibt dennoch skeptisch: „Die prognostiz­ierte Höhe der Ausgaben hat sich trotz Umplanunge­n seit einem Jahr nicht verändert.“

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