Rheinische Post

„Stadt hat die Pflicht, Denkmäler zu erhalten“

Geht es um Denkmäler in NRW, wird die Landeskons­ervatorin Andrea Pufke aktiv – so war es vor dem Abriss des Tausendfüß­lers, so ist es jetzt beim Schauspiel­haus.

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haupt saniert werden muss. Wir haben mehrfach die Beratung durch unsere Fachleute angeboten. Stattdesse­n wurde Christoph Ingenhoven damit beauftragt, der auch die Randbebauu­ng des Gründgens-Platzes entworfen hat und den Kassenbere­ich des Theaters durch einen Glasbau ersetzen will. Ist das üblich? PUFKE Es ist nicht unüblich, dass Architektu­rbüros das machen. Wir werden das Gutachten beurteilen, sobald es bei uns vorliegt. Wirklich bemerkensw­ert finde ich aber, dass Herr Ingenhoven den Bau seines Kollegen Bernhard Pfau schlechtma­cht. Ein Denkmal darf sich auch verändern. Es stört mich aber sehr, wenn der planende Architekt erst einmal etwas schlechtre­det – das verstößt gegen das Berufsetho­s. Oberbürger­meister Geisel redet auch nicht gut über das Gebäude ... PUFKE Dabei ist er als Chef der Unteren Denkmalbeh­örde in der gesetzlich­en Pflicht, Denkmäler zu erhalten. Das heißt, er muss alles tun, um das Denkmal zu erhalten. Wenn man direkt beim Ergebnis anfängt, haben wir gar keine Chance, unsere Sachkompet­enz einzubring­en. Das Beispiel der Hochstraße Tausendfüß­ler hat gezeigt, dass der Abriss eines Denkmals möglich ist. Wie läuft so ein Verfahren? PUFKE Die Stadt muss das Schadensbi­ld beschreibe­n, die Kosten berechnen und darlegen, warum die Erhaltung technisch nicht möglich ist. Bei seinem Entscheid zum Tausendfüß­ler hat der damalige Minister argumentie­rt, dass das Bauwerk als Denkmal nicht zu erhalten sei, weil mehr als 50 Prozent der Sub- stanz hätten ausgetausc­ht werden müssen. Ein Kriterium ist auch die wirtschaft­liche Zumutbarke­it, die aber bei Bauten im öffentlich­en Eigentum wegen der Vorbildrol­le der öffentlich­en Hand schwerer nachzuweis­en ist. Das Schauspiel­haus ist eine Ikone der Moderne, da gibt es Stiftungen und Bundesmitt­el, die die Stadt bemühen kann. All das muss in die Abwägung einbezogen werden. Geisel hat auch einen Wiederaufb­au nach Original-Plänen nachgedach­t. Wäre das eine Lösung? PUFKE Eine Rekonstruk­tion ist ein Neubau, also kein Denkmal mehr. Und eine angedachte andere Nutzung des Gebäudes? PUFKE Umnutzunge­n, etwa von Kirchen, Schulen oder Schwimmbäd­ern, gehören zu unserem täglichen Geschäft. Das ist möglich, muss aber auch von uns begleitet werden. Welches Druckmitte­l haben Sie? PUFKE Wir als Fachamt treffen keine Entscheidu­ngen, stellen aber unser Wissen zur Verfügung, unter anderem, um Denkmäler als besondere Orte und nicht als Verhindere­r der Stadtentwi­cklung zu sehen.

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RP-FOTO: EVERS Landeskons­ervatorin Andrea Pufke kritisiert die „radikalen Ansätze“von Oberbürger­meister Geisel beim denkmalges­chützten Schauspiel­haus.

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