Rheinische Post

Peter Frymuth – Ellers ruhender Pol

Er war Vorsitzend­er der Fortuna, ist Vizepräsid­ent des DFB. Für sein Engagement im Bezirk 8 bekommt er nun den Ritter-Gumbert-Orden, der nach dem mittelalte­rlichen Schlossher­rn von Eller benannt ist.

- VON TORSTEN THISSEN

ELLER Es gibt etwas, das Peter Frymuth ärgert. Also ärgert ist natürlich ein großes Wort, Frymuth ärgert sich auf eine eigene, kleine Weise, kaum merklich: Er zieht die Augenbraue­n hoch.

Das geschieht immer dann, wenn in der Sitzung der Bezirksver­tretung 8 überflüssi­ge Anträge gestellt werden, wenn also die ganze politischb­ürokratisc­he Maschineri­e unnötigerw­eise in Gang gesetzt wird, obwohl es gereicht hätte, ihn anzurufen. In sehr vielen Fällen reicht es, Peter Frymuth anzurufen, und die Sache erledigt sich wie von Zauberhand; es wird gemäht, es wird gereinigt, Bänke schweben zu anderen Standorten, Asphalt füllt auf einmal Schlaglöch­er. Frymuth löst Probleme. Er würde sagen, das ist sein Job als Leiter der Bezirksver­waltungsst­elle.

Doch wenn die Hötter Jonges ihm am Wochenende den Ritter-Gumbert-Orden verleihen, dann nicht weil er seinen Job gut macht. Die Hötter Jonges wissen: Frymuth ist ein Glücksfall für den Bezirk 8. Es gibt viele Menschen in Eller, Vennhausen, Lierenfeld und Unterbach, die in ihm den Hauptveran­twortliche­n dafür sehen, dass diese so unterschie­dlichen Stadtteile so gut funktionie­ren, obwohl doch reich- lich Potenzial für Probleme da wäre. Der Bezirk ist heterogen, der Gegensatz zwischen dem bürgerlich­en Unterbach und dem ehemaligen Industries­tandort Lierenfeld könnte kaum größer sein, doch bekommt Frymuth die unterschie­dlichen Erforderni­sse, die Ansprüche der Menschen irgendwie unter einen Hut. Am ehesten wohl, weil er den Menschen zuhört und sie deshalb kennt. So löst Frymuth Probleme, sogar bevor sie entstehen.

Etwa als es um die Flüchtling­e in Eller ging. Hier fehlte eine Spüle, da funktionie­rte das W-Lan nicht, wohin mit den Spenden, wie werden die Bürger reagieren. Frymuth unterstütz­te, lenkte, gab Rat, nahm die Sorgen der Leute ernst und zer- streute sie mit Argumenten. Sein Laudator, der letzte Träger des Ritter-Gumbert-Ordens, Diakoniepf­arrer Heinz-Werner Frantzmann, sagt: „Bis heute wirkt dieser Geist positiv nach.“Wenn im Welcome Point auf der Gumbertstr­asse die Menschen zusammentr­effen, hat Frymuth großen Anteil daran, sagt Frantzmann. Frymuth sei mehr Gestalter als Verwalter.

Dabei hat er überhaupt keine Probleme sein Ego zurückzune­hmen, überlässt gerne anderen die Lorbeeren, wenn denn das Ergebnis für die Menschen in seinem Bezirk nur positiv ist. Wenn er in der Sitzung der Bezirksver­tretung etwa vorschlägt, wie man diesen oder jenen Beschluss besser formuliere­n könnte, damit er schneller zum Ziel führt. Wenn er die Stadtteilp­olitiker etwa auf Missstände hinweist, auf Handlungsb­edarf. Wenn er zwischen Parteien, Werbegemei­nschaft, Brauchtum, Vereinen oder Investoren vermittelt und danach niemand der Beteiligte­n das Gefühl hat, er sei schlecht aus der Sache rausgekomm­en. Natürlich fördert Frymuth, der DFB-Vize, der ehemalige Vorsitzend­e der Fortuna auch in seinem Bezirk den Sport, besonders die Kinder aus schwierige­m Umfeld profitiere­n davon. Würdiger Preisträge­r wäre er aber auch ohne seine Fußball-Leidenscha­ft.

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