Rheinische Post

„Drogen-Oma“gesteht unter Tränen

Die 80-jährige Gelsenkirc­henerin half ihrem Sohn beim Heroin-Verkauf.

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ESSEN (dpa) Sie kam mit einem Rollator und fing gleich an zu weinen. Eine 80-jährige Frau aus Gelsenkirc­hen muss sich seit gestern wegen Beihilfe zum Drogenhand­el vor dem Essener Landgerich­t verantwort­en. Die Seniorin soll ihren bereits zu siebeneinh­alb Jahren Haft verurteilt­en Sohn bei Heroingesc­häften unterstütz­t haben. Angeblich war sie sogar bei Kurierfahr­ten nach Holland dabei.

Zum Prozessauf­takt gab die 80Jährige ihr Verhalten zu. „Was ich gemacht habe, war nicht in Ordnung“, hieß es in einem von ihrer Verteidige­rin verlesenen Schreiben. „Ich habe aber alles nur für meinen Sohn getan. Und damit etwas Abwechslun­g in mein Leben kommt.“

Laut Anklage hatte die ehemalige Wirtin große Mengen Heroin in ihrer Wohnung deponiert und auf An- Angeklagte weisung ihres Sohnes weiterverk­auft. „Manchmal bat er mich, etwas herauszuge­ben“, hieß es in ihrer Erklärung. Aber sie habe gar keine Ahnung von Drogen gehabt. „Für mich war das nur braunes Pulver.“

Sie sei auch mal mit nach Holland gefahren. Dass dabei Rauschgift ge- kauft worden ist, habe sie aber nicht gewusst. „Für mich ging es nur darum, dass ich mal rauskomme. Ich fahre nämlich gerne Auto.“Außerdem seien die Freunde ihres Sohnes immer nett zu ihr gewesen. Sie hätten sich gekümmert und seien für sie einkaufen gegangen. Sonst habe sie niemanden gehabt, ließ sie die Richter wissen.

Mitangekla­gt ist die 36-jährige ExFreundin des Inhaftiert­en. Auch sie soll in einem Fall eine kleinere Menge Heroin weiterverk­auft haben. Mit den Urteilen ist voraussich­tlich Mitte November zu rechnen. Beide angeklagte­n Frauen sind auf freiem Fuß.

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