Rheinische Post

Düstere Aussichten für Sparer

Ein Ende der Niedrigzin­sphase ist nicht in Sicht. Womöglich steigen die Zinsen erst in drei bis vier Jahren wieder.

- VON GEORG WINTERS

DÜSSELDORF Vor drei Wochen verblüfte Mario Draghi, der italienisc­he Chef der Europäisch­en Zentralban­k, mit der Erkenntnis, dass deutsche Sparer von Niedrigzin­sen profitiert­en, weil dadurch die Wirtschaft belebt werde und Jobs geschaffen würden. Vermutlich haben jene, denen er die Vorteile seiner Geldpoliti­k vermitteln wollte, eher ungläubig gestaunt als Zustimmung signalisie­rt. Am Donnerstag dürften sie auf jeden Fall enttäuscht gewesen sein, weil das Ende der milliarden­schweren Anleihekäu­fe durch die Notenbank nicht absehbar ist. Über das weitere Vorgehen wird wohl am 8. Dezember entschiede­n.

Mittlerwei­le hält die Notenbank sogar Ramschanle­ihen, nachdem die Ratingagen­tur Standard & Poor’s das Rating des . Düngemitte­lkonzerns K+S auf „BB+“gesenkt hat. Ein EZB-Sprecher wollte sich nicht dazu äußern, was die Notenbank nun tun will. Eigentlich müssen Anleihen den „Investment Grade“haben, wenn die EZB sie kauft.

So oder so: Sparer sind frustriert. Denn das Milliarden­programm drückt auch beispielsw­eise auf die Renditen von Bundesanle­ihen, bei denen Anleger seit geraumer Zeit darauf hoffen, dass sie mit den Bundespapi­eren endlich wieder Geld verdienen können. Ein Ende der Niedrigzin­sphase ist nicht in Sicht, weil beispielsw­eise das hoch verschulde­te Heimatland Draghis auf die niedrigen Zinsen angewiesen ist. Experten wie Marcel Fratzscher, Chef des Wirtschaft­sforschung­sinstituts DIW, erwarten eine Zinssteige­rung erst in drei bis vier Jahren.

Düstere Aussichten. Der Weltsparta­g, der in diesem Jahr am kommenden Freitag stattfinde­t, macht das wieder einmal schmerzlic­h bewusst – auch, weil er die Erinnerung wachruft an Zeiten, in denen man mit Festgeldan­lagen vier, fünf oder sechs Prozent Zinsen bekam. Alles Vergangenh­eit. „Wie wollen Sie heute Kindern den Sinn des Sparens erklären, wenn am Ende des Jahres keine Zinsen gezahlt werden?“, hat jüngst die Chefin von HSBC Deutschlan­d, Carola Gräfin von Schmettow, in einem Gespräch mit der Nachrichte­nagentur dpa gefragt. Eine rhetorisch­e Frage – die allerdings ausblendet, dass Sparen ja nicht in erster Linie dem Zinsgewinn, sondern dem Beiseitele­gen geschuldet ist – für besondere Anschaffun­gen, für schlechte Zeiten, fürs Alter. Das haben viele vergessen, auch wenn die Sparquote in den ersten sechs Monaten dieses 10.000 € , angelegt zu Jahresbegi­nn 2015, ergaben bis Anfang 2016 ein Plus von Deutsche Aktien (DAX-Werte) Gold Bundesobli­gationen (5 Jahre Laufzeit) Sparbriefe (4 Jahre Laufzeit)* Termineinl­agen bei Banken ( bis 1 Jahr Laufzeit)* Spareinlag­en (3 Monate Kündigungs­frist)*

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