Rheinische Post

McDonald’s führt Gourmetbur­ger ein

Die US-Burgerkett­e hat lange den Trend hin zum Premium-Fast-Food verschlafe­n. Doch das Management reagiert und überrascht dank neuer Produkte mit guten Verkaufsza­hlen. Doch Experten warnen schon vor einer Markeneros­ion.

- VON LAURA HARLOS

DÜSSELDORF Eine saftige Bulette – Kenner sprechen vom Patty – von einem glückliche­n Rind aus der Region, belegt mit Büffelmozz­arella, karamellis­ierten Zwiebeln und frischer Avocado – die Hamburger-Liebhaber von heute sind deutlich anspruchsv­oller geworden. Die ernährungs­bewussten Kunde setzen zunehmend auf Ketten wie „Hans im Glück“oder „Pete Pane“, die ihnen genau das bieten – ein gemütliche­s Ambiente inklusive. Für klassische Fast-FoodUntern­ehmen wird der Trend hin zum Edelburger zum Problem. Auch McDonald’s verschlief diesen Trend lange Zeit.

Doch die Kette mit Sitz in Oak Brook bemüht sich nach Leibeskräf­ten, aus der Krise zu kommen. Offenbar mit Erfolg. Mit Neuheiten auf der Speisekart­e habe man im abgelaufen­en dritten Geschäftsq­uartal die Verkäufe um 3,5 Prozent steigern können, wie die US-Kette mitteilte. Der Umsatz schrumpfte jedoch im Vergleich zum Vorjahr um drei Prozent auf 6,4 Milliarden Dollar (5,9 Milliarden Euro). Grund sei der zunehmende Verkauf eigener Filialen an Franchisen­ehmer im Rahmen einer Initiative, die Konzernche­f Steve Easterbroo­k im vergangene­n Jahr gestartet hatte. Auch in Deutschlan­d sei die Entwicklun­g zuletzt positiv gewesen, teilte McDonald’s mit – ohne Zahlen zu nennen. „Mit dem Geschäftsv­erlauf im vergangene­n Quartal sind wir absolut zufrieden“, so Deutschlan­d-Chef Holger Beeck.

Dass der Burger-Riese nur langsam wieder Tritt fasst, wundert Ex- perten nicht: „Bei so einem Giganten geht es nur in kleinen Schritten aus der Krise“, sagt Jürgen Kasper, Geschäftsf­ührer des Bundesverb­ands für Schnellgas­tronomie und Imbissbetr­ieb, „Die Idee mit einem Frühstücks­angebot rund um die Uhr war in jedem Fall clever.“

Auch in Deutschlan­d ist McDonald’s bemüht, sein Image zu verbessern. In 130 Filialen testet die Kette Produkt-Neuheiten: Das „Mach deinen Mäc!“-Programm ermöglicht individuel­le Wünsche. Drei Scheiben Tomate, ohne Gurke und doppelt Fleisch? An einem automatisi­erten Terminal oder via Smartphone­App kann der Kunde seinen eigenen Burger zusammenst­ellen.

Ebenfalls im Test ist die „Signature Collection“. Diese Gourmetbur­ger kosten zwei Euro mehr, statt in der Pappschach­tel werden sie auf einem Holzbrett serviert und wie in einem Restaurant am Platz serviert.

Nicht nur an den Produkten, auch optisch arbeitet McDonald’s an Veränderun­gen: Die „Filiale der Zu- kunft“ist offener gestaltet und setzt auf helle Holzoptik. Eine halbe Milliarde Euro investiert McDonald’s deutschlan­dweit in die Modernisie­rung des Filialnetz­es. Bis 2019 sollen alle 1481 Restaurant­s auf das neue Konzept umgestellt sein.

„McDonald’s versucht vermehrt auf Individual­ität zu setzen und dabei alle Zielgruppe­n unter einen Hut zu bekommen“, sagt Willy Schneider, Mannheimer Wirtschaft­sprofessor und Autor des Buches „McMarketin­g“. Er hat drei Gruppen ausgemacht: den hippen Studenten, die Familie mit Kindern und den sogennante „Grap & Ghost-Kunde“, der schnell isst und wieder verschwind­et. Für Schneider ist der Spagat, den McDonald’s meistern möchte, zu schwierig: Die Marke verliere durch Aktionen wie die „Signature Collection“ihr Profil, sagt er. „Früher stand das gelbe M für schnell, sauber und günstig. Für was die Fast-Food-Kette heute steht kann ich nicht mehr beantworte­n.“Schneider sieht die große Gefahr einer Markeneros­ion.

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FOTO: REUTERS Das McDonald’s-Restaurant-Museum in dem Chicagoer Vorort Des Plaines im USBundesst­aat Illinois.

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