Rheinische Post

Umgestürzt­er Baum kein Einzelfall

Wie durch ein Wunder ist beim Umsturz der 20 Meter hohen Robinie an der Lorettostr­aße niemand verletzt worden. Ursache waren verfaulte Wurzeln. Es ist der dritte Fall dieser Art in der Gegend.

- VON LAURA IHME

Der Schreck steckte einigen Anwohnern und Händlern an der Lorettostr­aße gestern noch in den Knochen. Am Donnerstag­abend war auf der beliebten Einkaufs- und Ausgehstra­ße in Unterbilk ein gut 20 Meter hoher Baum auf die Straße gestürzt. Wie durch ein Wunder wurde niemand verletzt, drei Autos wurden beschädigt, außerdem wurden Teile einer Hausfassad­e zerstört. Der Tag nach dem Sturz warf jedoch viele Fragen auf: Warum stürzte der Baum auf die Straße und wie standfest sind die anderen Bäume entlang des Bürgerstei­gs? Kritik gibt es auch an der Stadt.

„Beim Rauchen stand ich oft vor dem Baum. Er hatte schon im August kaum noch Laub und war viel schiefer als die anderen in der Straße“, sagt Guido Terlinden, der an der Lorettostr­aße arbeitet. Andere Anlieger hätten das Ganze sogar an die Stadt gemeldet – ohne Reaktion. „Und als ich einmal eine Politesse auf das Thema aufmerksam gemacht habe, meinte sie, die Stadt kontrollie­re schon regelmäßig.“

Tatsächlic­h ist die letzte Kontrolle des Baumes, einer 36 Jahre alten Robinie, erst wenige Wochen her: Am 3. August wurde der Baum von den Mitarbeite­rn des städtische­n Gartenamte­s untersucht. Ohne Ergebnis. „Dabei nehmen unsere Mitarbeite­r die Baumkrone in Augenschei­n, prüfen aber auch, ob es Risse in der Rinde oder an den Wurzeln gibt und ob der Baum von Pilzen befallen ist“, sagt Nicole Haas, stellvertr­etende Leiterin des Amts. All das sei nicht der Fall gewesen, der Baum habe gesund ausgesehen. Zumindest oberflächl­ich. Denn Ursache für den Sturz waren laut Stadt verfaulte Starkwurze­ln. „Sie sind die Verlängeru­ng des Stammes und geben dem Baum Halt“, erklärt Haas. Ohne sie konnte die Robinie einfach umkippen. Bei einer Untersuchu­ng des intakten Baumes könne so ein Problem aber nicht festgestel­lt werden. Dass das Amt bereits von den Anliegern auf den Baum hingewiese­n wurde, konnte Haas aber nicht bestätigen. „Wir haben intern bei uns nach einem Hinweis gesucht, jedoch bislang nichts gefunden.“

Sicher ist aber, dass der nun gefallene Baum nicht der erste seiner Art ist, der in der Gegend umgestürzt ist. 2013 sind bereits zwei Robinien umgekippt, eine davon an der Wil- helm-Tell-Straße in direkter Nachbarsch­aft. Dieser Baum war damals in ein Altenheim gekracht, auch dabei war wie durch ein Wunder niemand verletzt worden. Gartenamts­leiterin Doris Törkel betonte zu jener Zeit, die Robinie sei aufgrund ihrer Robustheit ein sehr beliebter Stadtbaum, sei „aber im Alter nicht problemlos“. Die meisten Bäume an der Lorettostr­aße sind ebenfalls Robinien. Entspreche­nd groß sind die Sorgen. „Bald zieht der Martinszug hier entlang. Ich hoffe, die anderen Bäume sind in Ordnung“, sagt Claudia Schug, auf deren Boutique der Baum gestürzt ist. Das Gartenamt hat zugesicher­t, die Bäume kommende Woche zu untersuche­n. Was die entstanden­en Schäden angeht, müssten sich die Anwohner derweil an ihre Versicheru­ng wenden.

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