Schneller Rattentod mit neuer Falle
Die Stadt Düsseldorf probiert derzeit ein neues System zur Rattenbekämpfung aus: Die „Smart Trap“erschlägt die Tiere in der Kanalisation. Giftfrei, effektiv und günstig, sagt die Vertreiberfirma. Den Tierschutzverein überzeugt das nicht.
Der Stadt entwässerungsbetrieb testete in neues System zur Schädlingsbekämpfung. Tierschützer sind skeptisch.
Doppelt so viel Ratten wie Bewohner gebe es in Großstädten, sagt man. Düsseldorf käme damit auf mehr als 1,2 Millionen Nager, von denen die meisten im Kanalnetz leben. Und genau da schlägt die Stadt jetzt zu. Wortwörtlich.
„Smart Trap“heißt das Gerät der schwedischen Firma Anticimex. Die „schlaue Falle“wird unterm Gullideckel installiert, Bewegungs- und Wärmesensoren registrieren sich nähernde Ratten – und im entscheidenden Moment schnellen Plastikbolzen mit 130 Stundenkilometern hervor und töten das Tier. Es soll dann vom Wasser in der Kanalisation fortgespült werden.
Seit acht Jahren ist die Falle in Schweden, seit anderthalb auf dem deutschen Markt, und das Geschäft habe stark angezogen, sagt Großkundenbetreuer Markus Gaßmann. Großstädte wie Berlin oder Bochum, aber auch etliche kleinere Städte seien über die Testphase längst hinaus.
Die Vorteile der Plastikstempel gegenüber Gift: Sie belasten nicht das Grundwasser, die Ratte verendet nicht qualvoll und langsam an inneren Blutungen. Außerdem könnten auch Haustiere durch Rattengift gefährdet werden, und nach einer Weile, so Gaßmann, hätten die Ratten ohnehin gelernt, die Köder nicht zu fressen – viele Gründe also für die neue Methode.
Die „Smart Trap“zählt sogar noch ihre Beute, sendet das Ergebnis täglich auf einen Server, so dass messbar sei, wie effektiv welches Gerät an welchem Standort sei. Knapp 1500 Euro kostet die Jahresmiete pro Falle, Wartung inklusive. Wie viele Fallen man für eine Stadt wie Düsseldorf braucht, kommt darauf an, so Gaßmann , ob man „Hotspots bearbeitet oder systematisch Straßenzug für Straßenzug bestückt“. Derzeit hat der Stadtentwässerungsbetrieb zwei Stück im Testbetrieb, will Ende November die Ergebnisse auswerten.
Bei Monika Piasetzky vom Tierschutzverein stößt das System nicht auf Begeisterung. „Das soll nicht wehtun?“, fragt sie skeptisch beim Anschauen des Videos über die Funktionsweise. „Ich stehe der Sache zunächst ablehnend gegenüber“, sagt sie, auch wenn ihr klar sei, dass die Stadt etwas gegen die sich rasant vermehrenden Nager unternehmen müsse. „Ich möchte auch nicht, dass die mir über die Füße laufen“, so die Tierschützerin, die auch von der Idee, Ratten zu fangen und umzusiedeln, nichts hält. Aber die Stempelfalle sehe „absolut brutal“aus. „Das Ziel sollte sein, Ratten schnell und schmerzlos zu töten“, sagt sie. „Insofern würde ich mir wünschen, dass die Stadt weiter nach Alternativen sucht.“
Ein erster Schritt sei, sich mehr um Sauberkeit und weniger Müll zu kümmern: „Warum kriegen nicht alle konsequent ein Bußgeld, die ihre Mülltonnen nicht geschlossen halten?“Viele Läden und Lokale hätten Berge von Müll im Hinterhof. „Wenn die Ratten überall Futter finden, ist doch klar, dass die Population immer größer wird“, so Piasetzky. Auch darum müsse sich die Stadt kümmern: weniger Ratten in der Stadt durch weniger angenehme Lebensbedingungen für die Tiere.
Wie die endgültige Lösung für eine ethisch korrekte Schädlingsbekämpfung konkret aussehen könnte – etwa mit Giften, die nicht quälend töten, oder mit Gas in der Kanalisation – wisse sie auch nicht. „Aber wenn man schon töten muss, dann bitte schnell und schmerzlos. Da wäre ich dann für alles offen.“