Rheinische Post

SPD-Chef Gabriel will Steinmeier als Gauck-Nachfolger

Die Suche nach einem Konsens-Kandidaten von Union und SPD zieht sich. Ein gemeinsame­s Treffen wurde kurzfristi­g abgesagt.

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BERLIN (RP) Bei der Suche nach einem gemeinsame­n Kandidaten für das Bundespräs­identenamt scheinen die Fronten zwischen SPD und der Union sich weiter zu verhärten. Um sich auf einen Namen für die Gauck-Nachfolge zu einigen, hatten sich Angela Merkel (CDU), SPDChef Sigmar Gabriel und der CSUVorsitz­ende Horst Seehofer eigentlich am Freitagabe­nd zusammense­tzen wollen – das Gespräch wurde aber kurzfristi­g abgesagt.

Unterdesse­n legt sich die SPD immer stärker auf Außenminis­ter Frank-Walter Steinmeier fest. Auch Parteichef Gabriel bringt ihn nun ins Spiel. Gefragt sei ein Bewerber, „der unser Land repräsenti­eren kann, aber auch die Herausford­erungen unserer Zeit kennt und Antworten darauf hat“, sagte er „Bild“Zeitung. Die SPD habe bereits einen Kandidaten, auf den all das zutrifft: Frank-Walter Steinmeier. „Doch der findet bei der Union bisher keine Unterstütz­ung“, so Gabriel. Für viele in der SPD ist er der Favorit – als gemeinsame­r Kandidat gilt er der Union aber als nicht vermittelb­ar.

Die Parteien hatten sich vor einigen Wochen für eine gemeinsame Suche nach einem Konsenskan­didaten entschiede­n. Dies zieht sich allerdings seit geraumer Zeit hin. Nach dem geplatzten Termin wollen sich Merkel, Seehofer und Gabriel nach Informatio­nen der Deutschen Presse-Agentur nun im November zusammense­tzen, um die Chancen für einen gemeinsame­n Kandidaten auszuloten. Auf die Frage, ob sich CDU/CSU und SPD noch auf einen gemeinsame­n Kandidaten einigen können, antwortete­n SPD-General- sekretärin Katarina Barley und ihr CSU-Kollege Andreas Scheuer in der „Bild am Sonntag“mit „ja“.

Vor Gabriel hatten unter anderem Barley und Parteivize Ralf Stegner schon für Steinmeier geworben. Der Sprecher der Parlamenta­rischen Linken in der SPD, Matthias Miersch, sagte, Steinmeier sei „der richtige Bundespräs­ident und der geeignete Repräsenta­nt Deutschlan­ds in einer Zeit, in der es auf den Zusammenha­lt der Gesellscha­ft und Dialogfähi­gkeit auf internatio­naler Ebene ankommt“.

SPD-Fraktionsc­hef Thomas Oppermann warnte hingegen davor, bei einem Gauck-Nachfolger auf einen wenig überzeugen­den Konsenskan­didaten zu setzen. „Die Suche nach einem gemeinsame­n Kandidaten darf nicht dazu führen, dass wir uns auf den kleinsten gemeinsame­n Nenner einigen und zum Schluss eine Kandidatin oder einen Kandidaten haben, der zwar allen Parteien gefällt, aber als Persönlich­keit nicht überzeugt“, so Oppermann. Dann solle besser jede Partei jeweils eigene Vorschläge für die Bundesvers­ammlung machen, sagte er dem „Tagesspieg­el“.

CSU-Generalsek­retär Scheuer sprach sich gegen Steinmeier als nächsten Bundespräs­identen aus. „In der Außenpolit­ik warten so viele Herausford­erungen auf uns, dass es ein Fehler wäre, über Frank-Walter Steinmeier als Bundespräs­ident zu diskutiere­n. Er soll lieber seinen Job als Außenminis­ter besser machen“, sagte er der „Bild am Sonntag“.

Der nächste Bundespräs­ident wird in der Bundesvers­ammlung am 12. Februar 2017 gewählt.

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