Rheinische Post

Gladbach fehlt es an Substanz

Nach dem Champions-League-Erfolg unterliegt die Borussia den Bayern klar mit 0:2.

- VON JANNIK SORGATZ

MÜNCHEN Borussia Mönchengla­dbach und der FC Bayern standen nach dem vergangene­n Champions-League-Spieltag vor einem Rätsel. In Gladbach lautete die Frage, wie das Niveau des schottisch­en Meisters im Vergleich zum deutschen Meister einzuordne­n ist. In München wollten sie herausfind­en, wie sich der Meister der niederländ­ischen Eredivisie zum Vorjahresv­ierten der Bundesliga verhält. Beide Klubs haben am Samstagabe­nd in der Allianz-Arena eine doch sehr klare Antwort gefunden. Allerdings fiel sie für die Bayern weitaus erfreulich­er aus. Denn Borussia musste bei der hochverdie­nten 0:2-Niederlage einsehen, dass Celtic Glasgow in der Bundesliga wohl nur ein FC Augsburg mit einem legendären Stadion und einer ruhmreiche­n Vergangenh­eit wäre (was den 2:0Erfolg in Glasgow allerdings nicht abwerten soll).

Sportdirek­tor Max Eberl betonte, wie dankbar er sei, dass sein Verein Spiele wie dieses am Mittwoch bestreiten dürfe. In der jüngeren Mönchengla­dbacher Fußball-Geschichte sind sie eben noch nicht normal, sondern eher monumental. „Aber wir sind noch nicht in der Lage, dieses Niveau drei Tage nach dem Sieg gegen Celtic wieder zu bringen“, sagte Eberl. „Da ist Bayern deutlich erfahrener. Wir sind dabei, es zu lernen.“

Einen kleinen, spielinter­nen Lerneffekt hatte er bereits in München gesehen. Nach einer durch und durch misslungen­en ersten Hälfte rappelte Borussia sich auf, stand hinten dank einer Umstellung auf eine Fünferkett­e gegen freilich auch manchmal nur noch verwaltend­e Bayern stabiler und nahm nachweisli­ch am Spiel teil. Zuvor hatte sie einen einzigen Angriff gefahren, der typische Eigenschaf­ten mitbrachte: drei gelungene Pässe, Raumgewinn und sogar einen Torschuss durch Fabian Johnson.

„In der zweiten Halbzeit haben wir uns gewehrt. Andere Mannschaft­en sind hier schon abge- schlachtet worden“, sagte Eberl und verriet damit gleichzeit­ig, wie unterlegen Gladbach den Bayern lange Zeit gewesen war. „Alle elf haben es nur mit 90 und nicht mit 100 Prozent gemacht. So hast du gegen den FC Bayern keine Chance“, meinte Mittelfeld­mann Christoph Kramer. Nach der Pause war vor allem Debakel-Verhinderu­ng angesagt. André Hahn traf mit einem Volleyschu­ss den Pfosten und hätte es in der Schlusspha­se beinahe unverhofft spannend gemacht – so ähnlich, wie das Eindhoven in der Champions League durch den Anschlusst­reffer gelungen war. In dieser Begegnung brauchten die Münchner ein wenig Glück, ehe sie in die Spur zurückfand­en. Gegen Mönchengla­dbach gerieten sie nicht in Gefahr.

Politiker, Konzernche­fs und Trainer müssen sich in der Regel nach 100 Tagen einer ersten Bewertung ihrer Schaffensz­eit stellen. Bei Fußballspi­elzeiten haben sich zehn Spieltage einer Saison als Richtwert etabliert. Noch fehlen zwar zwei, aber mit elf Punkten aus acht Spielen ist Borussia ganz sicher auf einem verbesseru­ngswürdige­n Kurs. Dagegen sagt der Tabellenpl­atz momentan noch ein wenig mehr über die Konkurrenz im Kampf um einen Platz im internatio­nalen Geschäft aus. In Hertha BSC, RB Leipzig, dem 1. FC Köln, der TSG Hoffenheim, Eintracht Frankfurt und dem SC Freiburg liegen gleich sechs Mannschaft­en vor Gladbach, die eines verbindet: Sie spielen nicht internatio­nal. „Sie kommen aus der Underdog-Rolle und bereiten sich von Wochenende zu Wochenende auf die Spiele vor“, sagte Eberl.

Borussia hatte nach Glasgow und vor München nur eine vernünftig­e Trainingse­inheit. „Die Qualität in der Bundesliga ist unglaublic­h hoch. Auf das Niveau von Celtic treffen wir fast jedes Wochenende.“Trotzdem müsse sich erst herausstel­len, wer wie lange da oben bleiben könne.

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FOTO: DPA Dieses war der erste Streich: Mönchengla­dbachs Torwart Yann Sommer schaut dem Ball hinterher, Arturo Vidal (2.v.l.) hat zum 1:0 für die Bayern getroffen.

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