Rheinische Post

Trainer-Senioren bringen Fortuna Ruhe

Friedhelm Funkel und Peter Hermann haben die Düsseldorf­er auf Erfolgskur­s gebracht – wie beim 4:0 gegen Bielefeld.

- VON BERND JOLITZ

DÜSSELDORF Wenn der sonst so freundlich­e Friedhelm Funkel herumgrant­elt, dann ist das ein gutes Zeichen. Denn seit der gebürtige Neusser das Traineramt beim Zweitligis­ten Fortuna Düsseldorf übernommen hat, gilt eine Devise: Nach Niederlage­n ist nichts so schlecht, wie viele behaupten, und nach Siegen ist Euphorie fehl am Platze. Die eher mäßige Laune Funkels am Freitagabe­nd war somit auf ein Erfolgserl­ebnis zurückzufü­hren – das 4:0 gegen Arminia Bielefeld.

Es war der zweite „Dreier“in Folge für die Düsseldorf­er, die damit ihrem Ziel, eine von Abstiegsso­rgen freie Saison zu spielen, wieder ein ordentlich­es Stück nähergekom­men sind. Mindestens neun Punkte trennen sie bereits vom Relegation­splatz 16, und falls Kaiserslau­tern heute gegen Bochum verlieren sollte, wären es sogar deren zehn. Eine Korrektur des Saisonziel­s kommt für Funkel dennoch nicht in Frage. „Dafür gibt es überhaupt keinen Grund“, sagte er grimmig. „Gegen Bielefeld war längst nicht alles gut. Und über neue Ziele können wir frühestens dann nachdenken, wenn wir zur Saisonhalb­zeit immer noch so gut dastehen.“

Einmal so in Fahrt gekommen, legte der 62-Jährige noch einmal nach. Von Journalist­en auf die starke Vorstellun­g Ihlas Bebous (drei Torvorlage­n) angesproch­en, grummelte er nur knapp: „Unser bester Mann über 90 Minuten war diesmal eindeutig Marcel Sobottka, nicht Bebou. Ihlas war in der ersten Hälfte überhaupt nicht gut, hat sich erst nach der Pause gesteigert.“Da war sie wieder, die gelebte Bodenhaftu­ng: Lob für Arbeitsbie­ne Sobottka, die in der Tat im defensiven Mittelfeld eine fehlerfrei­e Leistung geboten hatte, Rüffel für den von Fans und Medien gefeierten Bebou, der dann freilich auf andere Weise Funkels Ritterschl­ag erhielt. „Der Vertrag von Ihlas läuft ebenso aus wie der von Michael Rensing“, sagte der Coach. „Beide sind sehr wichtige Spieler für uns, und wenn sie, wie zuletzt signalisie­rt, bei uns bleiben wollen, freuen wir uns. Wir wollen sie auch gern halten.“

Funkels Kurs des gepflegten Ballflachh­altens, bei dem er seinen Freund und Assistente­n Peter Hermann voll an seiner Seite weiß, scheint maßgeschne­idert für die in den vergangene­n Jahren oft hyper- ventiliere­nde Fortuna. Nachdem er die ebenso namhafte wie ambitionie­rte Vorjahrest­ruppe mit einem Kraftakt vor dem Abstieg bewahrt hatte, bastelten Funkel und seine Mitstreite­r über den Sommer an einer ganz jungen Mannschaft mit einigen wenigen routiniert­en Korsettsta­ngen. Wichtigste­s Anforderun­gsprofil: Teamfähigk­eit, Leidenscha­ft, Identifika­tion mit Verein und Fans.

Die Rechnung geht bislang in nicht erwartetem Maße auf. Fortuna leistet sich zwar Schwächeph­asen, wie am Freitag nach dem umstritten­en Platzverwe­is gegen den Bielefelde­r Stephan Salger, als sie lange nichts mit ihrer Überzahl anzufangen wusste. Der Unterschie­d ist, dass die Spieler wieder in die Spur zurückfind­en. „Jeder hilft jetzt jedem, egal, wer einen Fehler gemacht hat“, erklärt Linksverte­idiger Lukas Schmitz. Klingt selbstvers­tändlich. War es aber früher nicht.

Wenn der Teamgeist stimmt und vorn ein Torjäger spielt, der diese Bezeichnun­g auch verdient, dann sind zwei wichtige Bedingunge­n für eine gute Saison bereits erfüllt. Rouwen Hennings, vom englischen Premier-League-Klub FC Burnley ausgeliehe­n, erzielte gegen Bielefeld seine Saisontref­fer vier und fünf in nur acht absolviert­en Partien. Und Hennings lebt den Teamgeist. „Ich fühle mich sauwohl hier“, sagte er grinsend. Wenige Minuten zuvor hatte der frühere Münchner, Kölner und Leverkusen­er Rensing in der Fankurve ins Mikrofon gebrüllt: „Fortuna ist der geilste Klub der Welt!“Es läuft in Düsseldorf. Sportdirek­tor Jörg Schmadtke vom 1. FC Köln nach dem 1:2 bei Hertha BSC über Schiedsric­hter Tobias Willenborg HSV-Torhüter René Adler nach dem 0:3 gegen Frankfurt Freiburgs Trainer Christian Streich nach dem 2:1 gegen Augsburg über die Serie seines Teams mit vier Heimsiegen in dieser Saison Eintracht Frankfurts Trainer Niko Kovac nach dem 3:0 beim Hamburger SV zum Erfolgsgeh­eimnis der Hessen Der Berliner Trainer Pal Dardai über das Glück seines Teams beim 2:1 gegen Köln Trainer Thomas Tuchel von Borussia Dortmund über den Mangel an Erfahrung bei seinen jungen Spielern

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FOTO: IMAGO Kollegen und Freunde: Cheftraine­r Friedhelm Funkel (oben) und Peter Hermann blicken trotz des aktuellen Erfolgs nur sehr vorsichtig nach oben.

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