Rheinische Post

Zuhause ist an der Platte

Zehn Medaillen hat Jochen Wollmert bei Paralympis­chen Spielen im Tischtenni­s gewonnen. Sechs davon sind golden. Ohne seinen Trainingss­tützpunkt in Düsseldorf wäre er nie so weit gekommen, ist der gebürtige Wuppertale­r überzeugt.

- VON LAURA IHME

Tennis, Fußball, Handball, Badminton – Jochen Wollmert hat in seiner Jugend viele Sportarten ausgeteste­t. „Keine hat mich aber so richtig gepackt“, sagt er. Bis in der Tischtenni­s-Mannschaft eines Freundes noch Leute zum Mitspielen gesucht wurden. „Da bin ich einfach mitgekomme­n, habe Tischtenni­s ausprobier­t und bin dabei geblieben.“Damals war Wollmert 17 Jahre alt – zu alt für eine Karriere als Leistungss­portler. Eigentlich. Tatsächlic­h ist der gebürtige Wuppertale­r heute einer der Erfolgreic­hsten seiner Disziplin, hat Titel über Titel geholt und kann zehn Medaillen von Paralympis­chen Spielen sein Eigen nennen.

Der Familienva­ter hat ein Handicap, eine Versteifun­g der Hand- und Fußgelenke. Dass er sich Tischtenni­s als Sportart ausgesucht hat, ist deshalb eigentlich verwunderl­ich: „Ich kann keine richtige Rückhand spielen, sondern muss mich schnell mit meinem Körper drehen, um eine Rückhand anzunehmen. Das erschwert das Spiel für mich“, sagt der 51-Jährige. Statt mit Kraft arbeitet er vor allem mit Technik und Taktik in seinem Spiel. Mit Erfolg: 1989 spielte er seine erste EM, 1990 die erste Weltmeiste­rschaft und 1992 trat er das erste Mal bei den Paralympis­chen Spielen an – und holte sowohl im Einzel als auch mit der Mannschaft Bronze.

„Für diese Spiele habe ich erstmals in Düsseldorf bei Borussia trainiert“, sagt er. Das seien „göttliche Zustände“gewesen. „Die meisten Tischtenni­svereine – so auch der Verein, bei dem ich damals im Bergischen trainiert habe – nutzen die Sporthalle­n von Schulen. Da ist die Zeit sehr begrenzt. Um 17 Uhr fängt dort das Training der Jugendlich­en an und um 22 Uhr ist spätestens Schluss.“Wer unter diesen Umständen für Spiele gegen Tischtenni­snationen wie China oder Japan trainieren will, hat kaum die Chance, sie später zu besiegen. „Da war es in Düsseldorf schon anders. Ist es bis heute: Wer will, kann im Olympiastü­tzpunkt 24 Stunden an sieben Tagen in der Woche trainieren. Man trifft viel mehr Spieler, mit denen man gemeinsam spielen und trainieren kann“, sagt Wollmert.

Fortan trainiert er für internatio­nale Wettkämpfe fast immer in Düsseldorf, nur zwischendu­rch verlagert er sein Training nach Stuttgart, da er aus berufliche­n Gründen für einige Zeit dort mit seiner Familie lebt. Die Erfolge reißen indes nicht ab: Gold in Atlanta, Sydney und Athen mit der Mannschaft, in Sydney, Peking und London 2012 holte er zudem im Einzel die Goldmedail­le. In diesem Jahr in Rio hat es dagegen leider nicht für Edelmetall gereicht. „Da waren meine Gegner einfach besser“, sagt er. Keine Spur von Frust ist dabei in seiner Stimme zu erkennen – Wollmert ist eben ein Sportsmann, gönnt seinen Gegnern den Sieg. Dieses faire Verhalten fällt auf: Mehrfach wurde der Tischtenni­sspieler schon als besonders fairer Sportler ausgezeich­net.

Dass er und die übrigen Athleten aus Deutschlan­d bei den Paralympis­chen Spielen in Rio nicht so erfolgreic­h waren wie noch vor vier Jahren, führt er aber auch auf die Profession­alisierung des Behinderte­nsports im Ausland zurück. „Der Chinese, gegen den ich in Peking gewonnen habe, hätte für eine Goldmedail­le ein Haus und eine Rente bekommen.“Entspreche­nd könne sich dieser auch auf den Sport konzentrie­ren, während Sportler wie Wollmert, der bei einer Versicheru­ng angestellt ist, noch einer ganz normalen Arbeit nachgehen müssen.

„Das Tischtenni­s ist und bleibt ein Hobby“, sagt er. Natürlich erhalte man gerade vor großen Turnieren auch finanziell­e Hilfe. Eine Familie – Wollmert hat fünf Kinder – könne man davon aber sicher nicht ernähren. „Düsseldorf ist trotzdem vorbildlic­h. Hier wird mehr für Sportler getan als in anderen Städten. Das zeigen auch die jüngsten Ideen zu einer Art Olympia-Rente für erfolgreic­he Athleten“, sagt er.

Für sein Hobby opfert er trotzdem viel Zeit: Vor den Spielen trainierte er fünf Tage die Woche. „Dabei mache ich auch Krafttrain­ing und Physiother­apie, all sowas.“Die Tischtenni­splatte ist dennoch in Zeiten wie diesen so etwas wie ein Zuhause. Langweilig wird es Wollmert dabei fast nie. „Mich fasziniert beim Tischtenni­s, dass man ständig ganz viele kleine Einzelents­cheidungen treffen muss, mit denen man das Spiel lenken kann – oder eben nicht. Wenn man mal vier schlechte Bälle gespielt hat, kann sich das Blatt wenden.“Jedes Spiel bleibe damit eine Herausford­erung. Und das übrigens im Behinderte­n- und NichtBehin­dertenspor­t, denn für beides ist Jochen Wollmert für die Borussia, die inzwischen sein Verein ist, im Einsatz.

Als letztes Ziel seiner Sportlerka­rriere peilt er die Paralympis­chen Spiele 2020 in Tokio an. Es wären seine achten. Danach will er sich vor allem seiner Familie widmen. Von seinen Kindern spielt keines Tischtenni­s. „Sie sollen machen, was ihnen Spaß macht“, sagt Wollmert. Auflage der Obdachlose­nzeitung. Wegen zudem steigender Kosten werde der Preis pro Magazin deshalb um 50 Cent erhöht, so Ostendorf. Die Hälfte der dann 2,40 Euro gehen weiter an die Verkäufer, die andere Hälfte diene nicht nur der Kostendeck­ung, sondern werde auch für die zahlreiche­n Wohnprojek­te von Fiftyfifty gebraucht. Zuletzt hatte Fiftyfifty in Gerresheim ein Haus für Wohnungslo­se gekauft.

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