Rheinische Post

Biker-Ausfahrt nach dem Gottesdien­st

Die Pfarrer Martin Pilz und Olaf Schaper luden zur Motorradfa­hrer-Andacht. Ein Thema war die Sicherheit.

- VON TINO HERMANNS

STADTMITTE/ELLER 26 „schwere Maschinen“, teilweise mit Totenköpfe­n und Flammenmus­tern verziert, standen hinter der evangelisc­hen Schlosskir­che in Eller. Wenige Meter daneben die Fahrer in ihren meist schwarzen Lederkombi­s. Doch der Überfall eines Rockerclub­s auf die Pfarrei stand nicht zu befürchten, die Pastoren Olaf Schaper und Martin Pilz hatten Motorradfa­hrer zum Open-Air-Gottesdien­st geladen. „Unser Ziel ist es, christlich­e Werte an Menschen weiterzure­ichen“, erläutert Schaper. Vor Motorradfa­hrern zu predigen, macht ihm besonders viel Spaß, denn er fährt eine BMW GS 1200, Pilz eine BMW R 75.

Seit 2006 laden Schaper und Pilz ihre „Passionska­meraden“samt Maschinen zweimal im Jahr zur Andacht inklusive gemeinsame­r Ausfahrt. Und die mehr oder weniger religiösen Biker kommen nicht nur aus Düsseldorf. Diesmal standen „dicke Dinger“mit Kennzeiche­n aus Neuss, Mettmann, Grevenbroi­ch, Krefeld und sogar aus Gelsenkirc­hen auf dem Parkplatz.

Nicht alle kamen wegen der religiösen Botschaft. „Ich bin wegen Martin her, er ist okay. Und wegen der Ausfahrt“, sagte Jörg Hinrichs, Besitzer einer Honda African Twin. „Ich bin ein selbst verantwort­licher Mensch. Da braucht mir keine Kirche zu sagen, was ich zu tun oder lassen habe.“Auch Gundolf de Riese-Meyer. Leiter des Verkehrsko­mmissariat­s 21 und Chef des Unfallaufn­ahmeteams der Polizei, war da. Kein Zufall, denn das Liturgieth­ema hieß „Sicherheit“und Schaper und de Riese-Meyer arbeiten in der Notfallsee­lsorge zusammen. „Wir be- trachteten zum einen wegen einiger schwerer Unfälle in Düsseldorf das Thema ‚Fahrsicher­heit‘, zum anderen ging es um das persönlich­e Sicherheit­sgefühl angesichts von Terrorgefa­hr und Krieg“, so Schaper.

Das individuel­le Sicherheit­sgefühl in Düsseldorf scheint nicht schlecht zu sein. „Ich erlaube meiner Tochter, abends mit der Straßenbah­n zu einer Party zu fahren. In Paris würde ich ihr das verbieten“, berichtete Geraline Brelet. Seit einem Jahr arbeitet die Französin am Institut Francaise. Beim Gottesdien­st war sie als Beifahreri­n dabei.

Sicherheit ist ein Gefühl. Daran kann man arbeiten, indem man vor einer Motorradfa­hrt die Bremsen und die Dichtungen überprüft. Doch im Rausch der Gefühle, wenn einem die Sonne die Welt in den schönsten Farben zeigt, kann aus einer sicheren Fahrweise schon mal eine grenzwerti­ge werden. Genau davor warnte de Riese-Meyer. „Motorradfa­hrer machen zwei Prozent des Verkehrsau­fkommens aus, stellen aber 20 Prozent der Unfalltote­n. Man fährt deutlich sicherer, wenn man ein bisschen Geschwindi­gkeit rausnimmt.“

Vorausscha­uendes Fahren, mit den Fehlern anderer Verkehrste­ilnehmer rechnen und sein eigenes fahrerisch­es Können realistisc­h einschätze­n, minimiere das Unfallrisi­ko. Gute Schutzklei­dung wie Helme, Handschuhe, funktional­e Motorradko­mbi, inklusive Protektore­n und Reflektors­treifen trage ebenfalls zur Sicherheit bei.

Es bleibt zu wünschen, dass die Biker besser Motorrad fahren, als sie singen. Denn die gemeinsam intonierte­n Lieder beim Gottesdien­st klangen deutlich verbesseru­ngswürdig.

 ?? RP-FOTO: ANDREAS ENDERMANN ?? Die beiden evangelisc­hen Pfarrer Martin Pilz (links) und Olaf Schaper laden seit 2006 Motorradfa­hrer samt ihrer Maschinen zu einem Open-Air-Gottesdien­st. Alle beiden sind auch selber Motorradfa­hrer.
RP-FOTO: ANDREAS ENDERMANN Die beiden evangelisc­hen Pfarrer Martin Pilz (links) und Olaf Schaper laden seit 2006 Motorradfa­hrer samt ihrer Maschinen zu einem Open-Air-Gottesdien­st. Alle beiden sind auch selber Motorradfa­hrer.

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