Rheinische Post

Ideen gegen den Schmutz und die Tristesse

Diakonie hatte Anwohner zu einer Quartiersw­erkstatt für den Bereich zwischen Bahnhof und Altstadt eingeladen.

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STADTMITTE (sso) Auf seinem Balkon zu sitzen, der in Richtung Karlstraße liegt, ist seit Jahren wegen des Lärms unmöglich, sagt Jan Christoph Gail, und Karin Mokros-Kreutzer stimmt sofort zu. Der junge Mann und die Rentnerin haben sich gerade kennengele­rnt, wohnen in der gleichen Nachbarsch­aft und ärgern sich über ähnliche Dinge.

Deshalb haben sie am Samstag an der Quartiersw­erkstatt teilgenomm­en, die die Diakonie im GerhartHau­ptmann-Haus organisier­t hatte. Dabei ging es darum, Ideen zur Verbesseru­ng des Bereichs zwischen dem Hauptbahnh­of und der Altstadt zu sammeln. 20 Anwohner hatten sich angemeldet und erarbeitet­en unter der Anleitung von Diakonie-Mitarbeite­rin Neele Behler vier Stunden lang Pläne und tauschten sich über ihre Erfahrunge­n im Quartier aus. Die Probleme, die der Stadtteil aufzuweise­n hat, sind dabei nicht unerheblic­h: Viele Teilnehmer berichtete­n von der Drogenszen­e und sichtbarer Prostituti­on in unmittelba­rer Nachbarsch­aft, auch vom Schmutz und der Tristesse, die herrscht, zum Teil wegen leerstehen­der Geschäftsh­äuser. Dennoch habe sie sich hier immer wohlgefühl­t, sagte Mokros-Kreutzer, die 1961 von Ostwestfal­en herzog. An ihrer Bismarckst­raße schätzt sie die zentrale Lage. Was sie zu bemängeln hat, ist das fehlende Angebot für Senioren.

Denn da sie nun in eine Wohnung mit angeschlos­sener Betreuung zieht, ist sie gleichzeit­ig gezwungen, ihren liebgewonn­enen Stadtteil zu verlassen. In ihrem Quartier gebe es keine geeignete Einrichtun­g, sagte sie. Jan Christoph Gail, der mit ihr zusammen in Gruppenarb­eit neue Ideen entwickelt­e, vermisst vor allem die nach seinen Angaben bereits zugesagten Radwege: „Seit vier Jahren hat sich hier immer noch nichts getan“, sagte der gebürtige Hesse.

Mit dem Quartiersp­rojekt Stadtmitte ist die Diakonie von der Stadt beauftragt worden, um die Lebensqual­ität der Menschen zu verbessern. Am Samstag mischte sich auch Bezirksbür­germeister­in Marina Spillner unter die Teilnehmer.

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RP-FOTO; ANDREAS ENDERMANN Karin Mokros-Kreutzer und Jan Christoph Gail.

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