Ein Reich auf 19 Quadratmetern
Seit Juni lebt Sabina Zweil im Studentenwohnheim. Viel Platz hat sie nicht. Doch gerade das macht ihr Zuhause so gemütlich.
Wenn Sabina Zweil den Aufbau der WG im Studentenwohnheim an der Strümpellstraße erklärt, hat man erst einmal einen Knoten im Kopf. „Meine Küche teile ich mir mit meiner Mitbewohnerin aus dem linken Zimmer, mit der Zimmernachbarin von Gegenüber teile ich mir das Bad und die Mitbewohnerin, die diagonal von mir liegt, sehe ich fast nie“, sagt die 26-Jährige. Verstanden?
Beginnen wir lieber noch einmal von vorn: Das Wohnheim des Studierendenwerks in Bilk, in dem Sabina Zweil seit Juni lebt, ist eine Anlage mit mehreren kleinen Häusern. Zweil lebt im ersten Stock eines dieser Häuser, gemeinsam mit drei anderen Studentinnen. Das Besondere: Ihre Wohnung hat zwei Eingänge, einen auf der Vorder-, einen auf der Rückseite. Das Treppenhaus ist draußen. Zweil lebt auf der Vorderseite. Sie hat dort ihr Zimmer, der Flur gleich hinter der Eingangstür ist die Küche. Diese teilt sie sich mit der Zimmernachbarin, die den gleichen Eingang wie sie benutzt. Eben diese Aufteilung gibt es auch auf der anderen Seite der Wohnung. Dort teilen sich die beiden anderen Studentinnen die Küche. Die Bäder liegen in der Mitte der Wohnung – und werden von den sich gegenüberliegenden Bewohnern geteilt. Ein Gemeinschaftszimmer gibt es nicht. „Aber wir machen trotzdem ab und zu alle etwas zusammen“, so Zweil.
Eigentlich wollte sie nicht ins Studentenwohnheim ziehen. „Ich bin schon 26 und mit dem Studium sehr weit. Meine Mitbewohner sind alle jünger“, sagt sie. Doch als sie nach einer Trennung nach einer neuen, bezahlbaren Wohnung suchte, wurde sie kaum fündig. „Ein Zimmer in einer normalen WG hätte mich zum Beispiel 450 Euro gekostet“, sagt sie. Im Wohnheim zahlt sie nun weit weniger als 300 Euro. Dafür hat sie 19 Quadratmeter zur Verfügung. Das ist nicht viel, zugegeben. Aber die Studentin der Kunstgeschichte und Philosophie hat es sich gemütlich gemacht: Ihr großes Bett steht in der Nische ihres Schlafzimmers, in einem Einbauschrank in der Wand hat sie das meiste ihrer Kleidung untergebracht, auch ein Regal, ein Sofa und ein Schreibtisch finden dort Platz. Letzterer ist ihr am wichtigsten. „Er muss am Fenster stehen, damit ich beim Lernen ein paar Sonnenstrahlen abbekomme.“
Es ist warm in Zimmer und Küche. Zweil kocht Tee, plötzlich geht die Tür der Nachbarin auf. Sie fragt, ob sie auch einen Tee haben kann. Kriegt sie. „Ich hatte nicht vor, lange hierzubleiben. Doch mittlerweile fühle ich mich sehr wohl“, sagt Sabina Zweil. Vom Klischee des hässlichen Studentenbaus mit Plastikmöbeln ist ihr Zuhause weit entfernt. Und die ewigen Partys? „Die sind in anderen Wohnheimen“, sagt sie und lacht. Aber eine Solidargemein- schaft sei man. „Alle Wohnheime haben eine eigene Gruppe bei Facebook. Und wenn mal einer seinen Schlüssel verliert und es in der Gruppe veröffentlicht, hilft direkt jemand. Das ist doch schön.“Sabina Zweil hat also nicht nur drei Mitbewohnerinnen. Sie hat einen ganzen Hörsaal helfender Nachbarn.