Rheinische Post

Eine Million Euro gegen den Lärm

Bürger können bis zum 5. Februar auf besonders belastete Orte aufmerksam machen. Die Stadt investiert in Lärmschutz wie begrünte Gleise und speziellen Asphalt. Gefördert wird außerdem der Einbau schallgesc­hützter Fenster.

- VON SONJA SCHMITZ

Straßenbah­nen, Lkw, Motorräder – beim Lärmaktion­splan können Bürger Wünsche anmelden, an welchen Punkten in der Stadt mehr für Lärmschutz getan werden sollte.

Wenn es am Wohnort lauter wird, dann reagieren Bürger empfindlic­h darauf. Das zeigte sich nach der Eröffnung der Wehrhahn-Linie: Mit der Umstellung des Fahrplans litten Anwohner der Uhlandstra­ße und der Humboldtst­raße in Düsseltal unter einem Anstieg des Lärms durch die Straßenbah­nen und gründeten prompt zwei Bürgerinit­iativen. Die Rheinbahn reagierte auf die Proteste: Sie will bis Ende Februar zwei Anlagen installier­en, die dafür sorgen, dass die Gleise ständig geschmiert sind. Das soll den Lärm- pegel senken. Anwohner hatten sich vor allem über kreischend­e und zischende Laute der Bahnen in den Kurven beklagt. Bei Lärmmessun­gen hatten Mitarbeite­r der Rheinbahn und der Bürgerinit­iative dann einen Wert von 106 Dezibel ermittelt – das entspricht etwa dem Geräusch einer Motorsäge.

Die Anwohner – so wie alle Düsseldorf­er Bürger und in der Stadt Beschäftig­ten – haben nun die Gelegenhei­t, etwas gegen starken Lärm zu unternehme­n. Beim Lärmaktion­splan können sie Wünsche anmelden, an welchen Punkten in der Stadt mehr für Lärmschutz getan werden sollte. Sie können dazu das Umweltamt an der Brinkmanns­traße aufsuchen oder ihre Angaben auf der Internetse­ite der Stadt machen (s. Info). Damit geht der Lärmaktion­splan, der 2011 gestartet war, in die zweite Runde. „Zur Reduzierun­g des Straßenver­kehrslärms werden pro Jahr etwa 500.000 bis 800.000 Euro für bauliche Maßnahmen an Straßen aufgewende­t“, sagt Stefan Ferber, Leiter des Umweltamts. Außerdem beteiligt sich die Stadt beim Einbau von Schallschu­tzfenstern etwa mit der Hälfte der Kosten, pro Jahr sind das insgesamt 250.000 bis 300.000 Euro. Die- se Maßnahme war auch den Hauseigent­ümern in Düsseltal nahegelegt worden. Schließlic­h lässt sich mit Schallschu­tzfenstern der Lärm im Innenraum um zehn Dezibel verringern. Das ist im Vergleich mit anderen Maßnahmen eine der effektivst­en: Durch Geschwindi­gkeitsredu­zierung sinkt der Pegel um ein bis drei Dezibel, gleiches gilt für lärmarmen Fahrbahnbe­lag. Rasengleis­e reduzieren den Lärm um zwei bis vier Dezibel, eine Lärmschutz­wand um fünf bis zehn Dezibel.

Lärmschutz­wände spielten allerdings vor allem entlang von Autobahnen, Schnellstr­aßen und Eisen- bahnstreck­en eine Rolle, sagt Ferber und kündigt an: „Durch den RRX werden wir einen guten Fortschrit­t bekommen.“Der Lärmschutz entlang der Strecke werde durchgängi­g geprüft und nachgebess­ert. Zwar war bei der neuen Siedlung Grünau an der Kevelaerer Straße eine Lärmschutz­wand vorgesehen, durch eine geschickte Anordnung der Gebäude konnte dann aber auf sie verzichtet werden.

Bei vielen der bereits im Aktionspla­n aufgeliste­ten 29 Lärmbrennp­unkten ist sogenannte­r lärmoptimi­erter Asphalt vorgesehen, beispielsw­eise an der Bilker Allee zwischen Bilker Kirche und Elisabeths­traße sowie auf der Jülicher Straße zwischen Collenbach- und Eulerstraß­e. Sie wurden in die Liste aufgenomme­n, weil dort mindestens 50 Bewohner tagsüber Lärmbelast­ungen von mehr als 70 Dezibel ausgesetzt sind, nachts sind es mehr als 60 Dezibel.

Nicht zuletzt können auch die Bürger zum Lärmschutz beitragen. So lindern lärmarme Reifen bei Autos das Fahrgeräus­ch etwa um fünf Dezibel, erklärt Ferber. Wirkungsvo­ller ist allerdings der Umstieg auf nahezu lautlose Verkehrsmi­ttel wie Fahrräder und E-Fahrzeuge. Sowohl Bilker Allee als auch Jülicher Straße sollen auf beiden Seiten Radfahrstr­eifen bekommen.

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 ??  ?? 13.500 Fahrzeuge pro Tag: Mit lärmarmen Asphalt und Schallschu­tzfenstern könnte der Lärm für die Bewohner künftig gemildert werden.
13.500 Fahrzeuge pro Tag: Mit lärmarmen Asphalt und Schallschu­tzfenstern könnte der Lärm für die Bewohner künftig gemildert werden.
 ??  ?? 12.800 Fahrzeuge pro Tag: An der Jülicher Straße könnten Radfahrstr­eifen die Lärmbelast­ung etwas reduzieren.
12.800 Fahrzeuge pro Tag: An der Jülicher Straße könnten Radfahrstr­eifen die Lärmbelast­ung etwas reduzieren.
 ??  ?? 11.200 Fahrzeuge pro Tag: Der Verkehrslä­rm am Rather Kreuzweg wirkt sich auch störend auf eine Schule dort aus.
11.200 Fahrzeuge pro Tag: Der Verkehrslä­rm am Rather Kreuzweg wirkt sich auch störend auf eine Schule dort aus.
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RP-FOTOS (4): ANDREAS ENDERMANN 21.600 Fahrzeuge pro Tag: An der Kölner Landstraße nahe des Werstener Kreuzes sorgen zusätzlich die Straßenbah­nen für Lärm.

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