Der Maghreb-Versteher
Ein Düsseldorfer Polizist pflegt den Kontakt zu muslimischen Gemeinden in der Stadt.
DÜSSELDORF Dirk Sauerborn trägt Turnschuhe und Jeans zur Lederjacke. Er könnte gut und gerne Lehrer sein. Oder Sozialarbeiter. Ist er aber nicht. Sauerborn ist Polizist, und das schon seit fast 40 Jahren. Objektschützer war er mal. Hat Öffentlichkeitsarbeit gemacht. Haftbefehle vollstreckt. Sogar den Verkehr hat er geregelt. Seit 2012 hat Sauerborn eine andere Aufgabe: Er ist Kontaktbeamter und Ansprechpartner für Interkulturelle Angelegenheiten im Polizeipräsidium Düsseldorf. Der 56-Jährige mag seinen Job. Und nimmt ihn sehr ernst.
Ein Abend nahe der Düsseldorfer Stadtmitte. Rund 25 Interessierte haben sich vor der Sparkasse am Oberbilker Markt versammelt. Sie möchten sich von Sauerborn jenes Viertel des Stadtteils zeigen lassen, in dem seine Kollegen in einem Analyseprojekt mehr als 2240 Straftäter registriert haben und das seit born, vor allem bei den Lehrern, aber auch in den muslimischen Gemeinden. Er sitzt am Runden Tisch mit muslimischen Vereinen und Geschäftsleuten, den die Polizei einst angeregt hatte und der sich vor zehn Jahren mit der „Düsseldorfer Erklärung für Dialog, Frieden und Integration“von religiösem Extremismus distanzierte. Die Muslime vertrauen ihm, schätzen seinen Rat. Und Sauerborn weiß, wie er sie nehmen muss. „Wenn ich beispielsweise in die Moschee gehe, trage ich Uniform“, sagt er. Das sei eine Frage des Respekts, man erwarte es dort.
Sauerborn hat schon zahlreiche Freitagsgebete erlebt. „Ich setze mich still an den Rand, auf den Teppich, hinter die Betenden“, sagt er. Der Polizist ist beeindruckt vom Schulterschluss, der Art und Weise, wie die Muslime in der Moschee als Gruppe zusammenstehen. „Gesellschaftlicher Zusammenhalt stellt in den Herkunftsländern dieser Menschen einen großen Wert dar“, sagt er. „Ganz anders als bei uns.“
Gibt es denn nun seiner Meinung nach ein Miteinander zwischen der nordafrikanischen Community und den Deutschen im Stadtteil Oberbilk? Sauerborn überlegt kurz. Und gibt dann eine überraschende Antwort. Das Miteinander, findet er, dürfe gar nicht das Ideal sein. „Ich glaube, mit einem friedlichen Nebeneinander ist schon sehr viel erreicht.“