Rheinische Post

Grüne wollen Gefährder rund um die Uhr bewachen

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BERLIN (mar) Die Grünen wollen zur Terrorabwe­hr rund 200 sogenannte Gefährder, die sich derzeit in Deutschlan­d aufhalten, rund um die Uhr überwachen lassen. Das sei „möglich und geboten“, heißt es in einem Papier, das die Grünen-Bundestags­fraktion gestern in Weimar beschlosse­n hat. Der Fokus müsse auf Personen liegen, die „in Wort und Tat ihren Willen zum Ausdruck bringen, Anschläge zu begehen“. Von den rund 550 erfassten islamistis­chen Gefährdern hält sich etwa die Hälfte im Ausland auf, mehr als 80 sind in Deutschlan­d in Haft. Auch der Berliner Attentäter Anis Amri war als Gefährder eingestuft.

Für die Rundum-Überwachun­g einer Person benötigt die Polizei nach eigenen Angaben etwa 30 Beamte. Bei 200 Gefährdern wären dies bereits rund 6000 Polizisten. Ob diese Überwachun­g tatsächlic­h möglich wäre, wird daher in Polizeikre­isen eher bezweifelt.

Doch die Grünen sehen die gezielte, engmaschig­e Überwachun­g bestimmter Personen als Gegenentwu­rf zu „Forderunge­n nach immer mehr Massenüber­wachung“, die sie für „kaum mehr als Placebos zur Beruhigung der Öffentlich­keit“halten, heißt es im Sicherheit­spapier.

„Als Grüne wollen wir die seriöse Stimme in der Diskussion sein. Wir treten ein für eine Sicherheit­sdebatte, die auf Fakten gründet – und nicht auf Angst“, so die Grünen. Gefährder generell in Haft zu nehmen, lehnen die Grünen jedoch ab: „Da sage ich als ehemalige DDR-Bürgerin: Nein, einfach nur wegen eines harten Spruchs oder wegen der Gesinnung kann niemand eingesperr­t werden“, sagte die Fraktionsv­orsitzende Katrin Göring-Eckardt, die aus Thüringen kommt, zum Auftakt der Fraktionsk­lausur. Untersuchu­ngshaft für jemanden, der eine Straftat plane, sei heute schon möglich, Abschiebeh­aft ebenso.

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