Rheinische Post

Hello, Mister President

Zum Einstieg ein Auftritt wie im Wahlkampf – in seiner ersten Pressekonf­erenz seit Monaten bleibt Donald Trump sich treu.

- VON FRANK HERRMANN

NEW YORK „Fake News“, „ein Haufen Müll“, „kranke Leute am Werk“: Es waren wieder einmal die berüchtigt­en derben Worte, mit denen der künftige US-Präsident Donald Trump Medienberi­chte zurückwies, die nicht nur das politische Washington in helle Aufregung versetzt hatten. Es sei nichts dran an diesen Meldungen, „es ist erfundenes Zeug, es ist nicht passiert“, sagte der Nachfolger Barack Obamas im Foyer seines New Yorker Hochhauses, wo er sich zum ersten Mal seit sechs heimdienst­en in die Welt gesetzt worden. Falls es sich bewahrheit­e, wäre es ein großer, hässlicher Fleck auf deren Weste.

Bereits seit Wochen macht der designiert­e US-Präsident mit einer Serie harscher Tweets deutlich, dass er den eigenen Schlapphüt­en mit tiefem Misstrauen begegnet. Das Dossier mit kompromitt­ierenden Einzelheit­en aus seinem Privat- und Geschäftsl­eben, das kurz vor seiner Amtseinfüh­rung für solchen Wirbel sorgt, soll ein früherer Agent des britischen Auslandsge­heimdienst­es MI6 mit Hilfe russischer Quellen an- oder Anfang September 2016 nach Prag gereist sein, um sich – warum auch immer – mit russischen Agenten zu treffen. Er habe sich Cohens Reisepass zeigen lassen, so Trump. Für die genannte Zeit gebe es darin weder Ausreise- noch Einreisest­empel, sein Anwalt sei also damals gar nicht außer Landes gewesen. Offenbar, fügte er süffisant hinzu, handle es sich um einen anderen Michael Cohen.

Immerhin räumte der Milliardär ein, dass die amerikanis­chen Geheimdien­ste mit einer anderen Einschätzu­ng richtig lägen. Mit der Annahme, dass es die russische Regierung war, die mitten im Wahlkampf Hacker auf den Parteiappa­rat der US-Demokraten ansetzten. „Ich glaube, es war Russland“, sagte er, im Ton eher beiläufig, nachdem er genau das monatelang angezweife­lt hatte. Auf die Frage, ob er Wladimir Putin für den Drahtziehe­r der Cyberattac­ke halte, weil der Mann im Kreml lieber Trump als Hillary Clinton im Weißen Haus sehen wollte, gab er eine ausweichen­de Antwort. „Wenn Putin Donald Trump mag, dann ist das in meinen Augen ein Plus, kein Minus.“Er wisse nicht, ob er sich gut verstehen mit Putin werde. Er hoffe es, falls dies aber nicht der Fall sein sollte, „glauben Sie im Ernst, dass ihm Hillary härter entgegentr­eten würde als ich?“

Der 45. US-Präsident bleibt in der Art seiner Antworten nah am Wahlkämpfe­r Trump. Mindestens latent aggressiv, bisweilen frappieren­d offen. Für sich und die Seinen bleibt Trump voll des Lobes. Konkretes gibt es wenig. Was wird an die Stelle von Obamacare treten? Wer würde für eine Mauer nach Mexiko bezahlen? Man weiß es auch nach der Pressekonf­erenz nicht.

Erst nach einer Weile kam der bald mächtigste Mann der Welt auf das Thema zu sprechen, dem die Konferenz mit den Journalist­en eigentlich gewidmet sein sollte. Nämlich auf die Frage, wie er mit seinem Firmenimpe­rium umzugehen gedenkt, um latent schwelende Interessen­konflikte zu vermeiden. Er werde seinen Söhnen Eric und Donald jr. das Management seiner Unternehme­n anvertraue­n, so der 70Jährige: „Sie werden es profession­ell tun, und sie werden nichts mit mir besprechen.“Wie sehr die Welten hier verschwimm­en, wird klar, als der ehemalige Reality-TV-Star, der nie zuvor ein politische­s Amt bekleidet hat, den Auftritt seiner Anwältin zur künftigen Firmenstru­ktur kommentier­t. Wenn Eric und Donald Jr. nach seiner Präsidents­chaft keinen guten Job gemacht haben, werde er einfach sagen: „Ihr seid gefeuert.“Großes Gelächter im Saal.

Newspapers in German

Newspapers from Germany