Hello, Mister President
Zum Einstieg ein Auftritt wie im Wahlkampf – in seiner ersten Pressekonferenz seit Monaten bleibt Donald Trump sich treu.
NEW YORK „Fake News“, „ein Haufen Müll“, „kranke Leute am Werk“: Es waren wieder einmal die berüchtigten derben Worte, mit denen der künftige US-Präsident Donald Trump Medienberichte zurückwies, die nicht nur das politische Washington in helle Aufregung versetzt hatten. Es sei nichts dran an diesen Meldungen, „es ist erfundenes Zeug, es ist nicht passiert“, sagte der Nachfolger Barack Obamas im Foyer seines New Yorker Hochhauses, wo er sich zum ersten Mal seit sechs heimdiensten in die Welt gesetzt worden. Falls es sich bewahrheite, wäre es ein großer, hässlicher Fleck auf deren Weste.
Bereits seit Wochen macht der designierte US-Präsident mit einer Serie harscher Tweets deutlich, dass er den eigenen Schlapphüten mit tiefem Misstrauen begegnet. Das Dossier mit kompromittierenden Einzelheiten aus seinem Privat- und Geschäftsleben, das kurz vor seiner Amtseinführung für solchen Wirbel sorgt, soll ein früherer Agent des britischen Auslandsgeheimdienstes MI6 mit Hilfe russischer Quellen an- oder Anfang September 2016 nach Prag gereist sein, um sich – warum auch immer – mit russischen Agenten zu treffen. Er habe sich Cohens Reisepass zeigen lassen, so Trump. Für die genannte Zeit gebe es darin weder Ausreise- noch Einreisestempel, sein Anwalt sei also damals gar nicht außer Landes gewesen. Offenbar, fügte er süffisant hinzu, handle es sich um einen anderen Michael Cohen.
Immerhin räumte der Milliardär ein, dass die amerikanischen Geheimdienste mit einer anderen Einschätzung richtig lägen. Mit der Annahme, dass es die russische Regierung war, die mitten im Wahlkampf Hacker auf den Parteiapparat der US-Demokraten ansetzten. „Ich glaube, es war Russland“, sagte er, im Ton eher beiläufig, nachdem er genau das monatelang angezweifelt hatte. Auf die Frage, ob er Wladimir Putin für den Drahtzieher der Cyberattacke halte, weil der Mann im Kreml lieber Trump als Hillary Clinton im Weißen Haus sehen wollte, gab er eine ausweichende Antwort. „Wenn Putin Donald Trump mag, dann ist das in meinen Augen ein Plus, kein Minus.“Er wisse nicht, ob er sich gut verstehen mit Putin werde. Er hoffe es, falls dies aber nicht der Fall sein sollte, „glauben Sie im Ernst, dass ihm Hillary härter entgegentreten würde als ich?“
Der 45. US-Präsident bleibt in der Art seiner Antworten nah am Wahlkämpfer Trump. Mindestens latent aggressiv, bisweilen frappierend offen. Für sich und die Seinen bleibt Trump voll des Lobes. Konkretes gibt es wenig. Was wird an die Stelle von Obamacare treten? Wer würde für eine Mauer nach Mexiko bezahlen? Man weiß es auch nach der Pressekonferenz nicht.
Erst nach einer Weile kam der bald mächtigste Mann der Welt auf das Thema zu sprechen, dem die Konferenz mit den Journalisten eigentlich gewidmet sein sollte. Nämlich auf die Frage, wie er mit seinem Firmenimperium umzugehen gedenkt, um latent schwelende Interessenkonflikte zu vermeiden. Er werde seinen Söhnen Eric und Donald jr. das Management seiner Unternehmen anvertrauen, so der 70Jährige: „Sie werden es professionell tun, und sie werden nichts mit mir besprechen.“Wie sehr die Welten hier verschwimmen, wird klar, als der ehemalige Reality-TV-Star, der nie zuvor ein politisches Amt bekleidet hat, den Auftritt seiner Anwältin zur künftigen Firmenstruktur kommentiert. Wenn Eric und Donald Jr. nach seiner Präsidentschaft keinen guten Job gemacht haben, werde er einfach sagen: „Ihr seid gefeuert.“Großes Gelächter im Saal.