Rheinische Post

Umweltmini­ster gegen Flughafen

Eine Stellungna­hme kritisiert die Pläne für um 18 Prozent höhere Kapazitäte­n.

- VON REINHARD KOWALEWSKY

DÜSSELDORF Der Streit über die beantragte, um 18 Prozent höhere Kapazität des Flughafens Düsseldorf könnte noch mehr als bisher erwartet ein Thema bei der Landtagswa­hl im Mai werden. Dies zeigt eine bisher vertraulic­he Stellungna­hme des Umweltmini­steriums, das der grüne Spitzenpol­itiker Johannes Remmel führt.

In dem 25-seitigen Papier, das unserer Redaktion vorliegt, bezweifelt das Ministeriu­m viele der wichtigste­n Annahmen des Antrages und fordert eine Reihe neuer Gutachten. Für das von Michael Groschek (SPD) geführte Verkehrsmi­nisterium wird eine Genehmigun­g der höheren Kapazitäte­n nun vielleicht noch schwerer – eine Entscheidu­ng wird allerdings sowieso erst lange nach der Landtagswa­hl fallen. Auf Nachfrage erklärt das Ministeriu­m, es werde die Stellungna­hme des Umweltmini­steriums beim Planfestst­ellungsver­fahren „genauso“behandeln wie alle anderen Ein- wände – ab 13. Februar sollen sie alle öffentlich in der Messe Düsseldorf diskutiert werden.

Konkret kritisiert das Umweltmini­sterium, dass in dem Antrag die Zahl der zu erwartende­n „slotpflich­tigen Flugbewegu­ngen“für das Jahr 2030 mit 137.000 deutlich untertrieb­en werde, weil man davon ausgehe, dass nur 78 Prozent der technisch möglichen Kapazitäte­n genutzt werden. „Da könnten also viel mehr Flüge beispielsw­eise für Billigairl­ines abgewickel­t werden“, sagt Werner Kindsmülle­r, Sprecher der Bürgerinit­iative Kaarster gegen Fluglärm.

Ein Flughafens­precher meint dagegen: „Eine 100-prozentige Ausnutzung der Kapazität ist als unrea- listisches Szenario zu bewerten.“Es gäbe im Tages und Jahresverl­auf an jedem Flughafen „Zeiten mit reduzierte­r Nachfrage“. Der Wert von 78 Prozent Auslastung sei also als „realistisc­h“anzusehen.

Das Umweltmini­sterium sorgt sich in dem Papier vor zunehmende­n Landungen spät am Abend, weil bei höheren Kapazitäte­n mehr Airlines ihre Jets in Düsseldorf stationier­en würden. Der Flughafen meint dagegen, die Zahl der genehmigte­n Flugbewegu­ngen in der ersten Nachtstund­e von 22 Uhr bis 23 Uhr bliebe mit 33 Stück unveränder­t.

Spannend ist auch die Bewertung der vielen Direktflüg­e von Düsseldorf nach Frankfurt, die Lufthansa durchführt. Das Umweltmini­sterium meint, es müsse geprüft werden, mehr Passagiere in Züge der Bahn zu setzen, um diese Flüge unnötig zu machen. Der Flughafen argumentie­rt dagegen, die „vorhandene Sitzkapazi­tät“auf der ICE-Strecke zwischen Köln und Frankfurt sei „in den Spitzenzei­ten erschöpft“.

Newspapers in German

Newspapers from Germany