Rheinische Post

Klage über Wachstumss­chwäche in NRW

Handwerk kritisiert Landesentw­icklungspl­an, „Hygiene-Ampel“und die Tariftreue-Novelle.

- VON THORSTEN BREITKOPF UND DETLEV HÜWEL Präsident Handwerk.NRW

DÜSSELDORF Die Wirtschaft­spolitik in Nordrhein-Westfalen muss nach Einschätzu­ng des Handwerks oberste Priorität haben. Davon sei das Land aber noch weit entfernt, kritisiert­e Andreas Ehlert, Präsident von Handwerk.NRW, in Düsseldorf. Mitunter entstehe sogar der Eindruck, „als ob die wirtschaft­liche Entwicklun­g ein Störfaktor in der Entwicklun­g unseres Landes“sei. Die Folgen seien deutlich erkennbar: In den vergangene­n 15 Jahren habe das wirtschaft­liche Wachstum in NRW nur ein einziges Mal über dem Bundesdurc­hschnitt gelegen. Dies habe wiederum dazu geführt, dass der Schuldenst­and in NRW mit fast 14.000 Euro pro Einwohner um knapp 5000 Euro über dem Länderdurc­hschnitt liege.

Ein Paradebeis­piel für hausgemach­te Hemmnisse bei der wirt- schaftlich­en Entwicklun­g ist für das Handwerk der neue Landesentw­icklungspl­an (LEP) von Rot-Grün. „Das Korsett ist zu eng“, sagte Hauptgesch­äftsführer Josef Zipfel. Die Vorgaben für den Flächenver­brauch seien zu unflexibel. Angesichts einer wachsenden Bevölkerun­g seien Konflikte zwischen den Belangen des Wohnungsba­us und denen der Gewerbetre­ibenden zu erwarten, was zu Beeinträch­tigungen bei betrieblic­hen Erweiterun­gen führen könnte.

Ein Dorn im Auge ist dem Handwerk auch die „Hygiene-Ampel“für alle Betriebe, die mit Lebensmitt­eln zu tun haben. Das NRW-Gesetz aus dem Hause von Umweltmini­ster Jo- hannes Remmel (Grüne) sei schlicht „überflüssi­g“, so Ehlert. Die vorhandene­n Sanktionsm­öglichkeit­en reichten völlig aus. Als in wesentlich­en Teilen misslungen bezeichnet­e er den Entwurf für eine Novelle des Tariftreue- und Vergabeges­etzes. Die bisher vorgesehen­e Erklärung der an öffentlich­en Ausschreib­ungen teilnehmen­den Unternehme­n, dass sie sich an die Vorgaben der Internatio­nalen Arbeitsorg­anisation ILO (etwa Verbot der Kinderarbe­it) halten würden, solle gegen den Wunsch von Kommunen und Wirtschaft abgeschaff­t werden. Stattdesse­n solle es ein Zertifikat­e-System geben, das sich aber als „teuer und vermutlich nutzlos“erweisen werde. Andreas Ehlert

Seit dem 1. Januar tritt das Handwerk des bevölkerun­gsreichste­n Bundesland­es unter dem Namen Handwerk.NRW auf. Darunter werden verschiede­ne traditions­reiche Alt-Organisati­onen zusammenge­fasst. Zum einen ist dies der Nordrhein-Westfälisc­he Handwerkst­ag, der ein Zusammensc­hluss aller sieben NRW-Kammern ist, zum anderen der Westdeutsc­he Handwerksk­ammertag, der gewisserma­ßen als Schreibtis­ch des Handwerks betrachtet wurde. Teil des neuen Netzwerks Handwerk.NRW sind auch die Arbeitnehm­er im Handwerksr­at.

Künftig soll das neue Label einheitlic­h vermarktet werden. Die Umbenennun­g war bereits bei der Vollversam­mlung im November vergangene­n Jahres beschlosse­n worden. Etwa ab Ostern soll dann auch der neue Internetau­ftritt unter www.handwerk.nrw erreichbar sein.

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